Die Osteuropa-Expertin Sabine Fischer glaubt an politische Chancen für Julija Nawalnaja, die Witwe des russischen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny. „Was Julija Nawalnaja langfristig bewirken kann, hängt vom Kriegsverlauf ab; wenn es der Ukraine etwa gelänge, im Süden durchzubrechen und die Krim von den russisch besetzten Gebieten im Osten zu trennen, wenn es also eine wirklich neue militärische Lage gäbe, könnte das in Russland innenpolitisch destabilisierend wirken“, sagte die Forscherin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) der „Rheinischen Post“.
Was dann passiere, sei allerdings offen. „Julija Nawalnaja ist im Exil und wahrscheinlich auch dort gefährdet. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass sie mobilisieren könnte, sollten die Dinge in Russland in Bewegung gerate. Gerade weil sie eine Frau ist, wäre sie eine noch radikalere Alternative zu Putins Macho-Regime“, sagte die Politikwissenschaftlerin.
Mit Blick auf eine solche Entwicklung in der Zukunft sollte der Westen Julija Nawalnaja und andere oppositionelle und zivilgesellschaftliche Strukturen nach Kräften unterstützen. Kurzfristig sieht die Wissenschaftlerin nach dem Tod Nawalnys keine Chancen für die russische Opposition. „Die Ermordung Nawalnys ist ein schwarzer Moment in der Geschichte Russlands“, sagte Sabine Fischer. Die Repressionen seien umfassend. Und solange der Krieg in der Ukraine für Russland stabil verlaufe, habe die Opposition im Land keine Chance.
Foto: Kreml (Archiv) [dts]