Die EU-Kommission hat als neues Zwischenziel auf dem Pfad zur Klimaneutralität für das Jahr 2040 eine Treibhausgas-Reduktion um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 vorgeschlagen. Bisher ist geplant, die Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken, im deutschen Klimaschutzgesetz sind 88 Prozent Einsparungen bis 2040 vorgesehen.
„Das Risiko einer Deindustrialisierung und sozialer Spannungen ist sehr real“, sagte Maros Sefcovic, der als Vizepräsident der Europäischen Kommission zuständig für den „Europäischen Green Deal“ ist, am Dienstagnachmittag. „Für uns sind Europas industrielle Führung und eine sozial gerechte, inklusive grüne Wende nicht nur zwei Seiten derselben Medaille, sondern sie sind zwingend notwendig.“ Es sei wichtig, dass das vorgeschlagene Ziel auch widerspiegelt, dass man nicht in einem Vakuum agiere. „Der weltweite Wettbewerb um emissionsarme Technologien ist und bleibt intensiv“, so Sefcovic.
Die Festlegung eines Klimaziels für 2040 solle Sicherheit und Vorhersehbarkeit für Investitionsentscheidungen bieten. „Denn wir wollen, dass Europa ein erstklassiges Ziel für Investitionen und eine erstklassige Quelle für Arbeitsplätze auf allen Qualifikationsstufen ist“, erklärte der Kommissionsvize.
Für das Energiesystem bedeute die Verringerung der Kohlenstoffemissionen um 90 Prozent bis 2040 eine fast vollständige Dekarbonisierung des Stromsektors, so Kadri Simson, EU-Kommissarin für Energie. Dies werde durch einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen vorangetrieben, die im Vergleich zu 2021 um 80 Prozent reduziert werden sollen. „Der Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch wird sich von 25 Prozent im Jahr 2030 auf 50 Prozent im Jahr 2040 verdoppeln“, so Simson.
Auch die Nachfrageseite werde sich verändern. „Ich habe bereits erwähnt, dass die Industrie neue Technologien und modernisierte Produktionsprozesse integrieren wird und dass energieeffiziente Renovierungen und Wärmepumpen im Wohnbereich vorherrschend sein werden“, erklärte sie. „Heute ist Europa noch zu sehr von fossilen Brennstoffen abhängig und importiert diese. Aber bis 2040 wird dieser Anteil auf 26 Prozent reduziert. Und das wird die Kosten für den Kauf importierter Brennstoffe senken und Europa widerstandsfähiger gegen Schocks machen.“
Die Emissionsreduktion bringe „wichtige Vorteile, ist technologisch machbar und wird Europas Wettbewerbsfähigkeit durch bezahlbare Energie verbessern“, so Simson. Dafür müsse die gesamte Energieinfrastruktur überdacht werden, ein hohes Investitionsniveau gehalten werden und ein breites Portfolio an Technologien eingesetzt werden.
„Wir haben gerade das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt, und wir und die Bürger in allen unseren Mitgliedstaaten sehen, was der Klimawandel in Form von Dürren, Überschwemmungen und der Erwärmung des Planeten anrichtet und wie er unser aller Leben beeinträchtigt“, erklärte Wopke Hoekstra, EU-Kommissar für Klimaschutz. „Und wir sehen auch, dass die Kosten, die damit einhergehen, steil ansteigen, was die Wirtschaft betrifft. Nichtstun wäre daher weitaus kostspieliger.“
Foto: Europaflagge (Archiv) [dts]