Das Technologieunternehmen Siemens Energy fordert eine „Energie-Agenda 2035“. Das wäre „die wichtigste gemeinsame Aufgabe von Politik und Wirtschaft“, sagte Joe Kaeser, Aufsichtsratschef des Dax-Konzerns, dem „Focus“. „Dieser Dialog findet aktuell nicht statt“, ergänzte er.
Noch sei „alles Stückwerk, und nichts davon passt wirklich zusammen“. Kaeser weiter: „So kann man eine Industrienation wie unsere einfach mittelfristig nicht führen.“ Er wirft der Politik vor, „oft in Legislaturperioden zu denken. Das hilft aber den Unternehmen nicht, die viel mehr zu verlieren haben als eine Wahl“, so Kaeser.
„Ein vernünftiger Energieplan müsste mindestens zehn Jahre umfassen, am besten mehrere Dekaden umspannen.“ Es gehe „um Rahmenbedingungen und Ziele, nicht um Mikro-Management und es wäre dringend nötig, diesen Plan endlich zu entwickeln, der das Wünschenswerte und das Machbare langfristig zusammenbringt.“ Zurzeit erlebe er meist „zu kleines Karo“.
Kaeser ärgert sich über fehlende Konsequenz: „Mal gibt es eine Gaspreisbremse, dann wird sie wieder aufgehoben, die Debatte um einen Industriestrompreis verwirrt alle. Wir schließen letzte, völlig intakte Atomkraftwerke und setzen nun auf teures flüssiges Gas und wenn es nicht reicht, wieder auf Kohle. Mal werden E-Autos mit viel Geld gefördert, jüngst wurde die Hilfe abrupt gestoppt“, sagte Kaeser.
„Wir brauchen auch keine gigantischen Offshore-Windanlagen, wenn noch nicht mal die Leitungen genehmigt sind, die den Strom dann zu den Nutzern im Land bringen könnten.“ Grundfrage und Fazit des Managers gegenüber „Focus“: „Wo ist das mittel- bis langfristige Geschäftsmodell für eine Energiewende auf breiter Front? Es gibt derzeit keines, wäre die ehrliche Antwort.“
Foto: Kraftwerk (Archiv) [dts]