Angesichts von Inflation, schwacher Konjunktur und wachsender Konkurrenz aus China erwarten Experten ein schwieriges Jahr für die Autobranche. Nachdem der weltweite Autoabsatz 2023 wegen der Corona-Nachholeffekte noch um rund 9 Prozent gewachsen ist, erwartet die Unternehmensberatung Kearney für das neue Jahr nur noch ein Plus von 3,5 Prozent.
Bis 2030 sei durchschnittlich global nur noch mit zwei Prozent höherem Absatz zu rechnen, in Europa dürften die Verkaufszahlen stagnieren. Das ist das Ergebnis einer Kearney-Studie, über die der „Spiegel“ in seiner neuen Ausgabe berichten wird. In Deutschland dürfte sich aus Sicht der Berater der Wegfall der Kaufprämie für Elektroautos negativ auf die Verkäufe auswirken. Die Bundesregierung hatte den Umweltbonus kurz vor Jahresende vorzeitig gestrichen.
„Auch wenn einige Hersteller diesen für ihre Kunden übernehmen, werden die Auswirkungen auf den E-Auto-Absatz in Deutschland signifikant sein“, sagte Jan Mingo, Partner bei Kearney. Für die Hersteller werde es „immer schwieriger, auf Rabatte zu verzichten und hohe Preise am Markt durchzusetzen“. Zumal im neuen Jahr eine Flut neuer Modelle auf den Markt kommt, von den europäischen, aber auch chinesischen Herstellern wie Chery, NIO, MG und nicht zuletzt BYD. Im vierten Quartal 2023 hat BYD weltweit mehr Elektrofahrzeuge verkauft als Tesla – als Ursache gelten vor allem Preisnachlässe. „Da die europäischen Automobilhersteller bei den E-Autos an der Grenze zur Profitabilität sind, haben sie nur begrenzte Möglichkeiten, diesem Trend zu folgen“, sagt Kearney-Partner Mingo mit Blick auf den Preiskampf.
Für alle Hersteller in Europa sei „die Gefahr, Marktanteile an chinesische Wettbewerber zu verlieren, erheblich“. Um gegen Tesla und die Chinesen zu bestehen, kämpfen die deutschen Hersteller darum, das für 2035 beschlossene Aus für Verbrennungsmotoren in der EU noch zu kippen. Laut Kearney-Umfrage erwartet keiner der befragten Industrievertreter, dass bei den Neuverkäufen vor 2035 ein Marktanteil von 75 Prozent für batterieelektrische Autos erreicht wird – und erst recht nicht 100 Prozent, wie derzeit von der EU vorgesehen. Offenbar glauben die Manager, dass das Regelwerk noch angepasst wird.
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