Deutschland will sich offenbar mit einem Kampfschiff an einer neuen EU-Marinemission zur Sicherung des Seeverkehrs im Roten Meer gegen Angriffe der jemenitischen Huthi-Miliz beteiligen. Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf informierte Kreise in Berlin und Brüssel.
Demnach soll bereits am 1. Februar die Fregatte „Hessen“ (Fregattentyp: F 124) in Richtung Rotes Meer starten. Die „Hessen“ wird künftig eine von mindestens drei Fregatten bzw. Lenkwaffenzerstörern sein, die das sogenannte Krisenmanagement-Konzept des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) als Mindestzahl für den Einsatz fordert. Die neue EU-Mission, die laut EAD-Plänen am 19. Februar bei einem Treffen der EU-Außenminister verabschiedet und bis Ende Februar einsatzbereit sein soll, wäre zunächst auf ein Jahr befristet. Für den Einsatz ist ein Mandat des Deutschen Bundestags notwendig.
Wo das Operationsgebiet liegen und wie die rechtliche Gestaltung der neuen EU-Operation aussehen werden, wird in erst in den kommenden Wochen entschieden. Als wahrscheinlich gilt aber, dass der militärische Arm der europäischen Meeresüberwachungsmission zur Sicherung der Straße von Hormuz (EMASoH), die Operation Agenor, an der sich auf freiwilliger Basis sieben EU-Länder beteiligen, im Rahmen einer eigenständigen EU-Mission auf das Rote Meer und den Golf von Aden ausgeweitet wird. Dies fordert der EAD. Diese Position wird auch von der Bundesregierung und von Frankreich unterstützt.
Vorteil dieser Lösung ist laut informierten Diplomaten, dass die neue Mission bereits auf eine bestehende Infrastruktur zurückgreifen kann. Die EU-Schiffe sollen den Handelsverkehr überwachen. Ob sie auch im Ernstfall Waffen einsetzen dürfen, um Raketen und Drohnen der Huthis abzuschießen, ist noch nicht entschieden. Es gilt aber als sehr wahrscheinlich.
Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch die anhaltenden Angriffe der Huthis entsteht, beträgt „360 Millionen Euro pro Stunde“, wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf interne Angaben des Europäischen Auswärtigen Dienstes weiter berichtet. Diese Zahl nannte demnach kürzlich eine der führenden EAD-Diplomatinnen bei einem Treffen der 27 zuständigen Botschafter im Politischen und Sicherheitspolitischen Komitee (PSK). Grund seien Umwege von bis zu 6.000 Kilometern, steigende Energiekosten, Staus bei der Abfertigung und Störungen in den Lieferketten.
Bis Ende des vergangenen Jahres war die Fregatte „Hessen“ sechs Monate lang im Rahmen eines sogenannten schnell verlegbaren Einsatzverbandes der Nato (VGTF) in der Nordsee und in der Arktis für Übungen und zur Abschreckung Russlands unterwegs. Sie führt eine Radaraufklärung, die 1.000 Ziele gleichzeitig erfassen kann, Flugabwehrraketen, Kampfhubschrauber und rund 240 Einsatzkräfte mit sich.
Foto: Deutsches Kriegsschiff (Archiv) [dts]