Mercedes-Benz muss über 100.000 Diesel-Autos zurückrufen

Mehr als acht Jahre nach Beginn des Diesel-Skandals muss Mercedes-Benz wieder Autos zurückrufen. Betroffen seien über 100.000 Fahrzeuge allein in Deutschland, die ein Softwareupdate aufgespielt bekommen müssen, berichtet der „Spiegel“.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins und des Bayerischen Rundfunks hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) im Dezember einen entsprechenden Bescheid ausgestellt. Der Stuttgarter Autokonzern schreibt die Halter der Modelle mit den Schadstoffklassen Euro 5 und 6b demnach derzeit an; wer nicht reagiert, dem droht die Stilllegung seines Fahrzeugs. Der Grund für den Rückruf liegt bei der Abgasreinigungsanlage der Diesel: Die betreffenden Autos reduzieren bei tieferen und höheren Temperaturen das Reinigungssystem, was zu deutlich erhöhten Stickoxid-Emissionen führt. In der Fachwelt wird das als sogenanntes Thermofenster bezeichnet.

Viele Autokonzerne haben ihre Abgasreinigung auf diese Weise angepasst. Mercedes-Benz rechtfertigt dies damit, dass sie bislang nicht von den Behörden beanstandet worden war: „Noch bis zu dem EuGH-Urteil haben die europäischen Typgenehmigungsbehörden entsprechende Temperatursteuerungen der Abgasrückführung generell für zulässig gehalten“, sagte eine Sprecherin des Autoherstellers auf Anfrage von „Spiegel“ und BR. Man kooperiere vollumfänglich mit dem KBA. Kunden würden schriftlich darüber informiert, wenn ihr Fahrzeug Teil der KBA-Anordnung sei und noch ein Softwareupdate bei einem Service-Partner aufgespielt werden müsse, so die Sprecherin weiter. In Deutschland betreffe das voraussichtlich eine niedrige sechsstellige Anzahl von Fahrzeugen. Auf einer Website des Konzerns erhalten die Halter zusätzliche Informationen.

Sie können dort mit der Fahrgestellnummer nachprüfen, ob auch ihr Diesel betroffen ist. Die Rückruf-Aktion des KBA ist verpflichtend für die Fahrzeughalter. Reagiert der Besitzer auf die Schreiben des Konzerns nicht, dann droht ihm die Stilllegung des Fahrzeugs. Dies erfolgt aber erst nach mehrmaliger Aufforderung des zuständigen Landratsamts frühestens eineinhalb Jahre nach Beginn der Maßnahme, teilte Mercedes-Benz mit.

Foto: Mercedes-Stern (Archiv) [dts]

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