Ländliche Räume mit vielen Familienunternehmen wachsen schneller

Landkreise mit einem besonders hohen Anteil an Familienunternehmen profitieren von einer um 100 Prozent höheren Wirtschaftsleistung pro Einwohner als Regionen mit geringem Anteil an familiengeführten Betrieben. Das geht aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die die „Rheinische Post“ in ihrer Mittwochsausgabe berichtet.

Das IW hat dafür Daten aus 215 Landkreisen unter Einbeziehung von 71.000 Unternehmen, davon 36.000 Familienunternehmen ab 50 Mitarbeiter, analysiert. Demnach lag das Bruttoinlandsprodukt 2020 je Einwohner in Landkreisen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Familienunternehmen bei 7.000 Euro pro Jahr. Kreise mit unterdurchschnittlichem Anteil an Familienbetrieben kommen demnach nur auf eine halb so hohe Wirtschaftsleistung pro Kopf. Ob Bruttoinlandsprodukt, Kaufkraft, Produktivität, Steuerkraft in den Kommunen, Beschäftigung, Auszubildendenquote – bei allen Indikatoren sind die Regionen umso erfolgreicher, je höher dort der Anteil der Familienunternehmen ist.

Steige dieser Anteil nur um ein Prozent, so nimmt der jeweilige Indikator zwischen 0,1 und 0,7 Prozentpunkten zu, so das IW. Das Institut empfiehlt der Politik daher, vor Ort für Rahmenbedingungen zu sorgen, die insbesondere Familienunternehmen den Fortbestand an Ort und Stelle ermöglichen. Infrastruktur, Digitalisierung und Familienfreundlichkeit zahlten sich hinterher mit mehr Wohlstand aus. Die Studie wurde im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen erstellt, in der viele größere Familienbetriebe Mitglieder sind. Familienunternehmen sind der Studie zufolge vor allem für ländliche Räume von besonderer Bedeutung.

Die wirtschaftliche und politische Stabilität in einem Landkreis nimmt auch nach ihrer Einschätzung zu, wenn möglichst viele Familienunternehmen angesiedelt sind. Am Beispiel des Landkreises Sonneberg in Thüringen, wo Mitte des Jahres ein AfD-Landrat gewählt worden war, zeigt das Institut zudem, dass die AfD dort besonders oft gewählt werde, wo der Transformationsdruck besonders hoch sei. Sonneberg verfüge zwar über eine vergleichsweise gute Wirtschaftslage, doch zugleich stünden die örtlichen Unternehmen wegen des Klimawandels und der Digitalisierung unter einem besonders hohen Druck, sich zu verändern. Mehr Beschäftigte als anderswo würden daher einen Beschäftigungsverlust befürchten, sagte IW-Forscher Hanno Kempermann.

Foto: Häuser in einem Dorf (Archiv) [dts]

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