Friederike Otto, Leitautorin des aktuellen Sachstandsberichtes des Weltklimarats, hat zur Erarbeitung von Aktionsplänen aufgerufen, mit denen auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen vor Extremwetterereignissen geschützt werden können. „Klimawandel bedeutet nicht, dass es irgendwann irgendwo 1,5 oder 2 Grad wärmer wird, sondern dass es vor Ort, also bei mir zu Hause, zu extremen Ereignissen kommen kann“, sagte sie dem „Stern“ (Donnerstagausgabe).
Als konkretes Beispiel nannte sie die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021. Otto erklärte, dass es für Fälle wie diesen lebensnotwendig sei, einen Plan zu haben, wie man etwa Menschen, die aufgrund ihres Alters oder einer Erkrankung nicht mehr laufen können, aus Häusern evakuiere. Doch auch im reichen Deutschland fehle es in vielen Kommunen an Aktionsplänen, um gerade Ältere oder Schwächere zu schützen. Weltweit seien Arme härter vom Klimawandel betroffen als Reiche, Frauen stärker als Männer. Ob eine Hitzewelle oder eine Flut zur tödlichen Katastrophe wird, hänge nicht allein von den Temperaturen und Wassermassen ab, sondern auch von der Verletzlichkeit einer Gesellschaft. „Gleichberechtigung macht eine Gesellschaft widerstandsfähiger im Klimawandel“, sagte Otto. Allein durch den Zugang zu Information und durch gute Frühwarnsysteme könnten viele Menschenleben gerettet werden. Otto lehrt als Physikerin Klimawissenschaft am Imperial College London. Sie hat die sogenannte „Attributionsforschung“ maßgeblich mit entwickelt. Damit lässt sich berechnen, welchen Anteil der Klimawandel an extremen Wetterereignissen hat. Die Wissenschaftliche Fachzeitschrift „Nature“ zählte sie zu den zehn weltweit wichtigsten Wissenschaftlern.
Foto: Fridays-for-Future-Protest (Archiv) [dts]