Familienunternehmen wollen stärker im Ausland investieren

Deutschen Familienunternehmen wollen in den kommenden Jahren im Ausland mehr Geld in Anlagen und neue Produktion stecken – in Deutschland dagegen rechnen sie mit sinkenden Investitionen. „Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen plant demnach, den Anteil ihrer ausländischen Investitionen zu erhöhen“, heißt es in einer Erhebung des Ifo-Instituts und der Interessenvertretung Stiftung Familienunternehmen, über die die „Welt am Sonntag“ berichtet.

Befragt wurden die 500 größten deutschen Familienunternehmen. Als solche werden auch BMW, die Schwarz-Gruppe, Aldi, Bosch oder Metro gewertet. 56 Prozent der befragten Unternehmen erwarten, dass hierzulande in den kommenden fünf Jahren weniger investiert wird. Bei den großen, international tätigen Unternehmen liegt der Anteil sogar bei 75 Prozent. „Deutschland hat gegenwärtig unter den Industrieländern die schwächste Performance“, kritisiert Nikolaus Stihl, Aufsichtsratschef der gleichnamigen AG. Die Politik biete darauf keine Antworten. „Mit dem Stopfen von Haushaltslöchern ist es nicht getan.“ Die Lage vieler Firmen werde 2024 schwieriger. Zugleich werde über eine Vier-Tage-Woche diskutiert.

„Wichtig wären Anreize, dass sich Anstrengung lohnt“, fordert der Unternehmer. „Unser Standort muss mit Investitionen in Infrastruktur wieder wettbewerbsfähig werden. Deutschland hat genug Potenzial.“ Kritik kommt auch von der größten Oppositionspartei im Bundestag.

„Zu hohe Steuern, zu viel Bürokratie, hohe Energiekosten, politisches Chaos: Der Standort Deutschland verliert immer mehr an Attraktivität“, sagte Unions-Fraktionsvize Jens Spahn (CDU). Unternehmen bräuchten Verlässlichkeit. Die Ampel dagegen stifte Chaos und Kurzatmigkeit mit ihren Entscheidungen. „So wird die Regierung selbst zum größten Standortproblem.“

Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik, sagte, Deutschland bleibe zwar für die meisten Familienunternehmen weiterhin wichtig. „Doch Ausbau und Wachstum finden wegen nicht wettbewerbsfähiger Rahmenbedingungen häufig im Ausland statt.“ Wenn die Politik die Zeichen der Zeit nicht erkenne, würden der industrielle Sektor und das verarbeitende Gewerbe in Deutschland schleichend ausbluten, so Kirchdörfer. Aus Sicht der Familienunternehmen sei es enttäuschend, dass sich Bund und Länder bisher nicht auf das Wachstumschancengesetz einigen konnten.

Selbst kleine wirtschaftspolitische Impulse blieben damit aus.

Foto: Autoproduktion (Archiv) [dts]

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