Die Börse in Frankfurt hat zum Handelsstart am Donnerstag zunächst Kursverluste verzeichnet. Gegen 9:30 Uhr wurde der Dax mit rund 16.680 Punkten berechnet, was einem Minus von 0,3 Prozent gegenüber dem Handelsschluss am Vortag entspricht.
An der Spitze der Kursliste standen die Commerzbank, Henkel und die Hannover Rück entgegen dem Trend im Plus, die größten Abschläge gab es bei Siemens Energy, BMW und der Porsche-Holding. „Nach der Zinssenkungseuphorie, ausgelöst durch die letzte US-Notenbanksitzung, interessiert man sich an der Börse jetzt für den Zeitpunkt, wann mögliche Zinssenkungen ihre Wirkung entfalten“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. „Denn trübe Ausblicke von Logistikern wie Fedex gestern haben gezeigt, dass eine lockerere Geldpolitik in der Regel zunächst einmal die Folge einer schwächeren Konjunktur ist.“ Mit dem Riss der Gewinnserie an der Wall Street dürfte es auch für den Dax schwer werden, die 17.000 Punkte in diesem Jahr nochmal zu erreichen. „Das alte Allzeithoch bei 16.530 Punkten liegt nun wieder sehr viel näher als das neue knapp über der runden Marke“, so Stanzl. „Auch wenn die Europäische Zentralbank im Frühjahr die Leitzinsen ein erstes Mal senken sollte, dürfte der Effekt erst Monate später zu spüren sein“, fügte der Marktexperte hinzu. In der Zwischenzeit könne sich das Wachstum weiter abgekühlt haben. „Die wirkliche Schützenhilfe für die deutsche Wirtschaft von Zinssenkungen wird erst spät in der zweiten Jahreshälfte 2024 zu erwarten sein. Bis dahin aber ist es noch eine lange Zeit.“ Darüber hinaus bestehe viel Unsicherheit über die Anschläge der Huthi-Rebellen im Roten Meer, sagte Stanzl: „Zu starke Störungen des weltweiten Frachtverkehrs können zu Lieferengpässen führen und den zuletzt von Anlegern so willkommen geheißenen Rückgang der Inflation gefährden.“ Mehr Schiffe müssten eine längere Route um Afrika herum fahren, um hohe Versicherungskosten bei der Überquerung des Roten Meeres zu vermeiden. Sie könnten nicht länger den Suez-Kanal nutzen, um schnell von Asien nach Europa zu gelangen. „Das bedeutet automatisch, dass weniger Schiffe verfügbar sein und die Seefrachtpreise steigen werden.“ Das könnte sich schließlich bei importierten Gütern in steigenden Preisen niederschlagen, so der Experte.
Foto: Frankfurter Börse [dts]