Der Dax ist am Donnerstagmorgen mit leichten Verlusten in den Handelstag gestartet. Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 16.620 Punkten berechnet, 0,2 Prozent unter dem Schlussniveau vom Vortag.
Am unteren Ende des Tableaus kursierten Zalando, Siemens Energy und Continental. Ein Analyst hatte die Papiere des Automobilzulieferers in seinen Kaufempfehlungen zuletzt herabgestuft. Von der Spitze grüßte unterdessen MTU. Bei deren Aktien war das Kursziel angehoben worden. Die Hoffnung auf deutliche geldpolitische Lockerung durch die Europäische Zentralbank im kommenden Jahr trieb den Dax in den vergangenen Tagen zu neuen Allzeithochs. „Auch als die Wall Street bereits zur Schwäche neigte, stiegen die Kurse in Frankfurt weiter“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. „Eine Bewegung, die sehr stark für einen Short Squeeze spricht, in dem nun vielleicht auch die letzten Leerverkäufer aus ihren Positionen gedrängt wurden.“ Anleger erwarteten jetzt für 2024 sechs Zinssenkungen durch die EZB zu je 25 Basispunkten. „Das wäre vor gerade mal drei Wochen noch undenkbar gewesen.“ Während die Politik weiterhin vor der Bedrohung durch die Inflation warne, deuteten eine Reihe von geldpolitischen Kommentaren aus den Kreisen des EZB-Rats in den letzten Tagen darauf hin, dass weitere Anhebungen der Leitzinsen auf über vier Prozent nicht nötig sein würden. „Der Markt preist aktuell eine fast 90-prozentige Chance ein, dass der Lockerungszyklus der EZB bereits zwischen Januar und März 2024 beginnt“, so der Marktexperte. „Allerdings dürfte auch bei der Senkung der Leitzinsen die US-Notenbank Fed den Ton angeben“, ergänzte er. Die EZB werde kaum im Alleingang die Leitzinsen senken und schon gar nicht schneller als die Fed. Die Markterwartungen hinsichtlich dessen, was zinstechnisch 2024 möglich sei, trügen gerade übertriebene Züge. „Selbst wenn es zu diesem Idealszenario kommen sollte, ist es ein Wagnis, bereits jetzt mit absoluter Sicherheit auf die beste aller Börsenwelten zu spekulieren.“ Das wollten Anleger aber im Moment nicht hören, und die Kursentwicklung im Dax habe ihnen in den vergangenen Wochen recht gegeben. „Aktienkurse tendieren aber zuweilen dazu, auch Fehler zu belohnen, das darf man an der Börse nie vergessen“, so Stanzl weiter. Wer in euphorischen Phasen zu gierig werde, sei in der Vergangenheit oft bestraft worden. „Nach der nur freiwilligen Empfehlung über Fördermengenkürzungen innerhalb der Opec+ ist der russische Präsident Putin nun nach Saudi-Arabien aufgebrochen: Es ist gut möglich, dass die enge Kooperation zwischen den beiden Ländern zu einer größeren, verpflichtenden Fördermengenkürzung führen wird, nachdem der bisher nur auf freiwilliger Basis beschlossene zusätzliche Cut nicht dazu beigetragen hat, den Ölpreis zu stabilisieren.“ Der Versuch der USA, Russland auf dem Ölmarkt zu isolieren, sei gescheitert, sagte Stanzl. Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Donnerstagmorgen etwas stärker. Ein Euro kostete 1,0779 US-Dollar (+0,11 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9277 Euro zu haben. Der Ölpreis stieg unterdessen: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Donnerstagmorgen gegen 9 Uhr deutscher Zeit 74,84 US-Dollar, das waren 54 Cent oder 0,7 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.
Foto: Anzeigetafel in der Frankfurter Börse [dts]