Das Elterngeld hat offenbar einen Einfluss darauf, wie stark sich Väter an der Kinderbetreuung und im Haushalt beteiligen, wie viele Stunden Mütter erwerbstätig sind und welchen Lohn sie erhalten. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Prognos-Instituts, über die die „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagausgabe) berichtet.
Laut der Studie kommt es bei Paaren, bei denen beide Partner Elterngeld bezogen, zu einer gleichmäßigeren Aufgabenteilung als bei Fällen, in denen nur ein Partner Elterngeld erhielt. Demnach wurde bei mehr als der Hälfte dieser Konstellation die Kinderbetreuung „annähernd hälftig geteilt“, heißt es in dem Papier. Väter, die im ersten Lebensjahr des Kindes Elternzeit genommen haben, beteiligten sich „auch danach stärker an Kinderbetreuung und Hausarbeit“. Diese Veränderung der Rollen finde vor allem dann statt, „wenn die Elternzeit nicht gemeinsam genommen wird“ – also wenn der Vater sich tatsächlich weitgehend um Kind und Haushalt kümmern muss. Mit einer Weiterentwicklung des Elterngelds „können diese positiven Aspekte verstärkt werden“, sagte David Juncke, einer der Autoren der Studie. In Kreisen des Bundesfamilienministeriums sieht man sich durch das Papier in den Plänen der Koalition bestärkt. Die geplante Reform des Elterngelds setze einen „zusätzlichen Impuls für mehr Partnerschaftlichkeit“. Das Konzept war im Zuge der Haushaltsgespräche verhandelt worden. Die aktuellen Pläne der Ampel-Koalition sehen vor, dass Eltern nur noch einen Monat lang gleichzeitig Elterngeld beziehen dürfen, und zwar nur in den ersten zwölf Monaten nach der Geburt. Dies soll bewirken, dass Väter alleine die Kinderbetreuung stemmen, während ihre Partnerin arbeiten gehen kann. Die Zahlen der Studie zeigen zudem, dass viele Mütter ihr Verhalten auf dem Arbeitsmarkt geändert haben. Während Frauen mit Säuglingen unter einem Jahr kaum häufiger in ihren Job zurückkehren als früher, gingen Mütter von Kindern zwischen ein und drei Jahren viel häufiger arbeiten als noch vor 15 Jahren. Bei Müttern mit einem zweijährigen Kind sind es inzwischen fast zwei Drittel. Mütter kehren demnach auch schneller in Arbeit zurück, wenn der Vater mehr als zwei Monate Elterngeld bezieht, sie arbeiten mehr Wochenstunden – und sie erzielen langfristig höhere Einkommen. Das Elterngeld schafft einen Ausgleich, wenn Eltern weniger Einkommen haben, weil sie nach der Geburt zeitweise weniger oder gar nicht mehr arbeiten. Je nach Einkommen liegt das Elterngeld zwischen 300 und 1.800 Euro im Monat. Diese Unterstützung wird bis zu 14 Monate lang gezahlt, mindestens zwei Monate davon muss vom Partner – in den meisten Fällen ist das der Vater – genommen werden. Ansonsten sind die Eltern in der Gestaltung bisher weitgehend frei. Sie können zum Beispiel auch zur gleichen Zeit Elterngeld beziehen. Zuletzt machte weniger als die Hälfte der Väter Gebrauch von der Unterstützung: 2020 waren es 43,7 Prozent.
Foto: Vater, Mutter, Kind (Archiv) [dts]