Vor der neuen Steuerschätzung rechnet DIW-Präsident Marcel Fratzscher angesichts der hohen Inflation kurzfristig mit einem stabilen Wachstum der Steuereinnahmen. „Der Staat ist der große Gewinner der hohen Inflation, da diese die Steuereinnahmen deutlich erhöht. So dürften die Steuereinnahmen 2023 um drei Prozent steigen, obwohl die Wirtschaft schrumpft“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) der „Rheinischen Post“ (Donnerstag).
„Die Bundesregierung sollte nicht, wie bisher, diese höheren Steuereinnahmen primär an Unternehmen und an Spitzenverdiener zurückgeben, wie sie dies mit dem Inflationsausgleichsgesetz getan hat“, sagte Fratzscher. „Sondern primär an die am stärksten betroffenen Gruppen, beispielsweise durch das versprochene Klimageld“, forderte der Berliner Ökonom. Für die deutsche Konjunktur sei es zu früh, um Entwarnung zu geben. Die deutsche Wirtschaft könnte auch im dritten Quartal schrumpfen und die Erholung 2024 dürfte eher schwach ausfallen. „Meine größte konjunkturelle Sorge gilt dem privaten Konsum, denn die hohe Inflation trifft vor allem Menschen mit mittleren und geringen Einkommen sehr hart und wird sich auch im kommenden Jahr negativ auf den Konsum auswirken. Auch die höheren Zinsen dürften ihre volle bremsende Wirkung erst noch entfalten“, warnte er. An diesem Donnerstag legt der Arbeitskreis Steuerschätzung seine neue Einnahmenprognose für Bund, Länder und Gemeinden vor.
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