Der Dax ist am Donnerstagmorgen mit deutlichen Einbußen in den Handelstag gestartet. Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 14.690 Punkten berechnet, 1,4 Prozent unter dem Schlussniveau vom Vortag.
Am unteren Ende der Kursliste rangierten Mercedes-Benz, Siemens Energy und BMW. Der wichtigste Termin des Börsentages wird wohl der Zinsentscheid der EZB sein. Die Anleger seien sich absolut sicher, dass die EZB den Leitzins nicht anrühren werde, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. „Unsicherheit besteht aber hinsichtlich ihres geldpolitischen Ausblicks, vor allem wegen der Unwägbarkeiten der Auswirkungen der Krise im Nahen Osten“, ergänzte er. Die Energiepreise seien abermals ein wichtiges und zugleich unberechenbares Puzzleteilchen in den geldpolitischen Abwägungen. Die EZB könnte einen Pfad zeichnen über den geplanten Umgang mit ihrer mittlerweile auf 1,7 Billionen Euro angeschwollenen Bilanz. „Will die EZB überzeugend gegen die Inflation vorgehen, ist diese eigentlich viel zu groß und muss verkleinert werden. Die Frage ist nur, wie sie das bewerkstelligen will“, so Stanzl. „Es gibt gute Gründe, sich über einen Shutdown in den USA Gedanken zu machen.“ Das Risiko dafür steige mit jedem Tag. Die Unsicherheit und die politische Hängepartie für die Börsen blieben erhalten. „Die zehnjährigen Renditen sind gestern wieder von 4,8 auf 4,96 Prozent gestiegen.“ Ein erneuter Durchbruch über fünf Prozent könnte auch zu einem Einbruch im Dax führen, erwartet Stanzl.
„General Motors hat unerwartet sein Ziel von 400.000 Elektrofahrzeugen bis Mitte 2024 gestrichen“, sagte er weiter. Wer ohnehin bereits mehrere teuer gewordene Kredite laufen habe, könne sich bei der Neuanschaffung eines Autos keinen Aufpreis für Elektrofahrzeuge im Vergleich zu traditionellen Verbrennern leisten. Die Inflation schlage im ESG-Sektor gnadenlos zu – Anleger wie Käufer mieden grüne Technologien und schauten wieder auf den Preis. „Die Zweifel für die Erschwinglichkeit von Elektrofahrzeugen in einer Zeit, in der alles teurer geworden ist, wachsen in der gesamten Branche. Nach dem Verkauf von Elektrofahrzeugen im Premium-Segment müssen die Stromer erst noch ihre Eignung für den Massenmarkt beweisen“, sagte Stanzl.
Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Donnerstagmorgen schwächer. Ein Euro kostete 1,0543 US-Dollar (-0,23 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9485 Euro zu haben. Der Ölpreis sank unterdessen: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Donnerstagmorgen gegen 9 Uhr deutscher Zeit 89,94 US-Dollar, das waren 19 Cent oder 0,2 Prozent weniger als am Schluss des vorherigen Handelstags.
Foto: Frankfurter Börse [dts]