Eine knappe Mehrheit der Deutschen (51 Prozent) ist gegen die Einführung eines Industriestrompreises, bei dem der Staat mithilfe von Steuergeldern einen Teil der Stromkosten für energieintensive Unternehmen übernehmen würde. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Der größte Anteil von 31 Prozent ist demnach der Meinung, dass der Staat das Geld stattdessen in erneuerbare Energien investieren sollte, damit die Marktpreise langfristig sinken. Jeder Fünfte (20 Prozent) lehnt eine staatliche Förderung der Stromkosten von Unternehmen grundsätzlich ab. 36 Prozent der Befragten würden unterdessen die Einführung eines Industriestrompreises begrüßen; allerdings spricht sich unter den Befürwortern der Großteil (23 Prozent) für eine Förderung aller Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, Branche und regionalen oder internationalen Ausrichtung aus. Lediglich 13 Prozent unterstützen den Vorschlag von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), wonach sich die Förderung auf energieintensive Unternehmen beschränken würde, die im internationalen Wettbewerb stehen.
Am kritischsten wird der Industriestrompreis von der Wählerschaft der Grünen gesehen: 61 Prozent der Anhänger der Partei lehnen diesen ab, ein Großteil davon (48 Prozent) bevorzugt eine alternative Investition der staatlichen Gelder in erneuerbare Energien. Weitere 13 Prozent lehnen eine staatliche Förderung der Stromkosten von Unternehmen vollständig ab. Auch die Anhängerschaft der Linkspartei spricht sich mit 58 Prozent mehrheitlich gegen die Einführung eines Industriestrompreises aus: Ein Drittel der Linken-Wähler (35 Prozent) ist der Meinung, dass das Geld stattdessen in erneuerbare Energien investiert werden sollte, 23 Prozent sprechen sich komplett gegen eine staatliche Förderung aus. Anders sieht es bei den Sympathisanten der AfD aus, die sich mit 53 Prozent zwar ebenfalls mehrheitlich gegen die Einführung des Industriestrompreises aussprechen, allerdings im Gegensatz zu Grünen- und Linken-Wählern nur zu 17 Prozent der Meinung sind, dass das Geld alternativ in erneuerbare Energien investiert werden sollte.
Mehr als jeder dritte AfD-Anhänger (36 Prozent) ist der Ansicht, dass grundsätzlich kein staatliches Geld für die Förderung der Stromkosten von Unternehmen verwendet werden sollte. Nur eine Minderheit der Grünen- (29 Prozent), Linken- (30 Prozent) und AfD-Wähler (39 Prozent) spricht sich für die Einführung eines Industriestrompreises aus. Besser kommt die vorgeschlagene Maßnahme bei der Wählerschaft von FDP, SPD und Union an, die sich zu 49 (FDP), 45 (SPD) und 44 (CDU/CSU) Prozent für diesen Vorschlag aussprechen. Die FDP ist dabei die einzige Partei, bei welcher der Anteil der Befürworter größer ist als der Anteil derjenigen, die den Industriestrompreis ablehnen (45 Prozent).
Bei SPD- (47 Prozent) und Unionswählern (46 Prozent) ist die Ablehnung jeweils etwas größer als die Zustimmung. Unter den Befragten, die die Einführung eines Industriestrompreises unterstützen, ist sowohl bei der SPD als auch bei der Union ein Großteil dafür, dass alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, Branche und regionalen oder internationalen Ausrichtung gefördert werden sollten. Nur 16 Prozent der SPD- und Unionsanhänger sprechen sich für eine Förderung aus, die sich auf große energieintensive Unternehmen beschränkt, die im internationalen Wettbewerb stehen. Bei der Wählerschaft der FDP (27 Prozent) kommt die von Habeck vorgeschlagene Option deutlich besser an.
Jeder fünfte FDP-Unterstützer (22 Prozent) präferiert eine staatliche Förderung aller Unternehmen ohne Einschränkungen.
Foto: Strommast (Archiv) [dts]