Die weltweiten Schäden durch Naturkatastrophen sind im ersten Halbjahr 2023 zwar etwas zurückgegangen, aber weiter auf hohem Niveau geblieben. Sie betrugen rund 110 Milliarden US-Dollar, wovon etwa 43 Milliarden US-Dollar versichert waren, teilte die Münchener Rück am Donnerstag mit.
Im Vorjahreshalbjahr lagen sie bei 120 Milliarden US-Dollar, mit 47 Milliarden US-Dollar versicherten Schäden, der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre betrug 98 Milliarden US-Dollar, von denen 34 Milliarden US-Dollar versichert waren. Weniger als 40 Prozent der Gesamtschäden des ersten Halbjahres 2023 waren versichert. Im Durchschnitt der ersten Halbjahre von 2013 bis 2022 trugen die Versicherer rund 35 Prozent der weltweiten Schäden. Das Erdbeben in der Türkei und Syrien war mit Abstand die folgenreichste Naturkatastrophe des Halbjahres. Der Gesamtschaden wird auf rund 40 Milliarden US-Dollar geschätzt, davon etwa 5 Milliarden US-Dollar in Syrien. Serien von sehr schweren Gewittern mit zerstörerischen Tornados und Hagelschlägen in den USA trieben in der ersten Jahreshälfte die Schäden in die Höhe: Der Gesamtschaden aus diesen Gewittern lag bei mehr als 35 Milliarden US-Dollar, davon waren mehr als 25 Milliarden US-Dollar versichert. Mittlerweile scheinen Schäden durch Schwergewitter in den USA in dieser Größenordnung normal und nicht mehr ein Ausreißer zu sein. Nur in einem Jahr zuvor waren die inflationsbereinigten Gewitterschäden in den USA in der ersten Jahreshälfte höher (2011: 46 Milliarden US-Dollar für den Gesamtschaden, 29 Milliarden US-Dollar für den versicherten Schaden).
Bisher teuerstes Einzelereignis dieses Jahr war eine Gewitterserie Mitte Juni, die große Teile des US-Bundesstaats Texas traf. Schwere Sturmböen und bis zu zwölf Zentimeter große Hagelsteine – fast die doppelte Größe eines Tennisballs – richteten schwerste Schäden an. Mehr als 50 Tornados wurden gezählt, darunter einige der Stufe drei auf der Enhanced-Fujita-Skala mit Windgeschwindigkeiten über 218 km/h. Der Gesamtschaden für diese Serie wird auf etwa 8,4 Milliarden US-Dollar geschätzt, von denen etwa 7,0 Milliarden US-Dollar versichert waren.
Die Forschung geht überwiegend davon aus, dass der Klimawandel schwere Gewitter mit Tornados oder Hagelschlägen begünstigt, da die fortschreitende Erwärmung zu mehr Verdunstung und vor allem in Bodennähe zu mehr Luftfeuchte führt. Das Potenzial für die Bildung von Gewittern ist dadurch erhöht. Im Trend zeigen auch die Gewitter-Schadenstatistiken in Nordamerika und Europa nach oben, auch wenn sie um den Wertezuwachs durch die wirtschaftliche Entwicklung bereinigt werden.
Foto: Hochwasser-Helfer beim Befüllen von Sandsäcken (Archiv) [dts]