Der Militärexperte Carlo Masala hält ein Comeback von Jewgeni Prigoschin, Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, für ausgeschlossen – obwohl der Kreml seiner Ansicht nach die Söldner weiter braucht. Nach dem Aufstand und seinem Gang ins weißrussische Exil werde Prigoschin „für die Zukunft von Wagner keine Rolle mehr spielen“, sagte der Professor für Internationale Politik, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).
„Er ist hoch gefährdet und kann froh sein, wenn er in den nächsten Jahren nicht getötet wird.“ Die Wagner-Truppe werde nach seiner Einschätzung aber nicht aufgelöst, weil „der russische Staat die Gruppe in Afrika braucht“, so Masala. „Wagner vertritt dort russische Interessen, ohne dass die russische Armee dort offiziell auftreten muss, was völkerrechtlich ja schwierig wäre.“ Wagner werde also weiterexistieren – „und zwar für die Auslandsaktivitäten“. Das Machtsystem Putin, so Masala, habe „deutliche Risse im Fundament gezeigt“. Dass Putin zwölf Stunden gebraucht habe, um auf den Aufstand zu reagieren, zeige, „dass er in diesen Stunden einen Kontrollverlust erlebt hat“. Derzeit versuche er „die Kontrolle über sein Machtsystem zurückzubekommen“. Sollten sich die Entlassung und die Verhaftung in der militärischen Führungsebene bestätigen, „wäre das der Beginn einer größeren Säuberungswelle“, so der Militärexperte. Gleichzeitig warnte er davor, dass sich die Lage in Saporischschja zu einem großen Problem entwickeln könnte. „Die größte Gefahr momentan ist, dass die Ukrainer im Süden weiter vorankommen und die russische Armee dann mit Blick auf den Verlust des Südens das Atomkraftwerk in Saporischschja sprengt“, sagte Masala.
Foto: Fahne von Russland [dts]