Der frühere Nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, hat mit Blick auf den bevorstehenden Nato-Gipfel in Vilnius eine klarere Strategie des Westens gegenüber Russland verlangt. Bloße Waffenlieferungen seien noch keine Strategie, sagte Bolton dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben).
„Die bisherigen Lieferungen deuten im Gegenteil eher auf die Abwesenheit einer Strategie hin.“ Im Fall der monatelang umstrittenen Kampfpanzer sei man sich inzwischen einig, dass es richtig sei, sie einzusetzen. Bolton, der als Architekt des Irakkriegs gilt und später US-Präsident Donald Trump beriet, fragte, warum man die Kampfpanzer nicht viel früher geliefert habe. Eine ähnliche Debatte zeichne sich inzwischen beim Thema Kampfflugzeuge ab.
„Ich glaube nicht, dass es klug ist, in einen Konflikt nach und nach immer mehr Waffen einzuträufeln wie Zutaten beim Backen“, sagte Bolton. „In Wirklichkeit müssen wir doch erst die Strategie entwerfen – daraus ergibt sich dann, welche Waffen wir brauchen, um die Strategie umzusetzen.“ Bolton forderte den Westen auf, dringend auf Moskau einzuwirken, um jeder Form von Sabotage im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja vorzubeugen. „Wenn Russland tatsächlich einen Austritt von Radioaktivität bewirken und als Waffe nutzen sollte, muss die Reaktion der USA und des Westens sehr hart ausfallen“, so Bolton.
„Schon jetzt sollten westliche Regierungen ihren russischen Gesprächspartnern unmissverständlich klar machen, dass sich Moskau solche Szenarien am besten von vornherein aus dem Kopf schlägt.“
Foto: Ukrainische Flagge auf dem Parlament in Kiew [dts]