Die EU-Kommission hat deutsche Beihilfen für Thyssenkrupp in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro genehmigt. Mit den Maßnahmen solle das Unternehmen dabei unterstützt werden, seine Stahlproduktionsprozesse zu dekarbonisieren und rascher auf erneuerbaren Wasserstoff umzustellen, teilte die Brüsseler Behörde am Donnerstag mit.
Die Beihilfen sollen einerseits in Form eines Direktzuschusses von bis zu 550 Millionen Euro zur Unterstützung der Dekarbonisierung der Stahlproduktion sowie andererseits in Form eines an Bedingungen geknüpften Zahlungsmechanismus zur Unterstützung des rascheren Übergangs zu erneuerbarem Wasserstoff in der Stahlproduktion gewährt werden. Mit dem Direktzuschuss sollen Bau und Montage einer sogenannten Direktreduktionsanlage und zweier Einschmelzer in Duisburg gefördert werden, die einen bestehenden Hochofen ersetzen sollen. Anfangs soll zwar noch Erdgas für den Betrieb der neuen Anlage verwendet werden, doch soll das Gas dann bis 2037 vollständig durch erneuerbaren Wasserstoff ersetzt werden. Der Mechanismus der an Bedingungen geknüpften Zahlungen soll in den ersten zehn Jahren des Betriebs der neuen Direktreduktionsanlage die Mehrkosten decken, die für die Beschaffung und Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff anstelle von CO2-armem Wasserstoff anfallen. Die Anwendung dieses Mechanismus soll anhand der tatsächlich verbrauchten Mengen von erneuerbarem Wasserstoff und der dafür gezahlten Preise jährlich durch einen unabhängigen Sachverständigen überprüft werden. Die neuen Anlagen sollen 2026 in Betrieb genommen werden und jährlich 2,3 Millionen Tonnen Roheisen mit „geringerem CO2-Fußabdruck“ produzieren – während der gesamten Lebensdauer des Vorhabens kann laut EU-Kommission so die Freisetzung von mehr als 58 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden. Der Konzern habe sich zudem verpflichtet, das im Rahmen des Vorhabens erworbene technische Know-how aktiv an Industrie und Wissenschaft weiterzugeben. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) begrüßte die Genehmigung der Beihilfen: „Das ist eine enorm wichtige Entscheidung für den Klimaschutz und den Industriestandort in Deutschland“, sagte er.
Das Werk in Duisburg sei nicht nur einer der größten CO2-Emittenten, sondern auch ein zentraler Teil der Wertschöpfung in Deutschland – vom Auto bis zum Windrad. „Nicht zuletzt geht es um viele Arbeitsplätze, die mit dem Vorhaben zukunftssicher gemacht werden können.“ Er fügte hinzu, dass man mit dem Vorhaben auch der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa „einen weiteren Push“ gebe. Die EU-Kommission genehmigte am Donnerstag unterdessen auch staatliche Beihilfen aus Frankreich für den Stahlkonzern Arcelor Mittal in Höhe von 850 Millionen Euro, der ebenfalls bei der teilweisen Dekarbonisierung seiner Stahlproduktionsverfahren in Dünkirchen unterstützt werden soll.
Foto: Thyssenkrupp (Archiv) [dts]