Um Beschränkungen des Kurznachrichtendienstes Twitter zu umgehen, ergreift die Bundesregierung ungewöhnliche Maßnahmen: Die Tweets von Bundeskanzler Olaf Scholz und seinem Regierungssprecher Steffen Hebestreit werden ab sofort in Kopie auf den Regierungswebsites veröffentlicht. „Die auf den Twitter-Accounts @Regsprecher und @Bundeskanzler veröffentlichten Beiträge werden als Screenshots auf bundesregierung.de und bundeskanzler.de abgebildet“, sagte ein Sprecher des Bundespresseamtes dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Damit solle auch Nicht-Twitter-Nutzern das Mitlesen ermöglicht werden. „Dies wird regelmäßig aktualisiert.“ Hintergrund ist die Ankündigung von Twitter-Chef Elon Musk vom Anfang dieses Monats, die Abrufbarkeit des Dienstes bis auf Weiteres einzuschränken. Menschen ohne Twitter-Account können demnach gar keine Tweets mehr lesen, Nutzer mit verifizierten Accounts noch 10.000 Beiträge pro Tag lesen und Nutzer mit nicht verifizierten Accounts nur noch bis zu 1.000 Beiträge pro Tag. Es widerspreche dessen Grundsätzen, die offizielle Kommunikation des Bundeskanzlers und des Regierungssprechers allein registrierten Nutzern eines kommerziellen Dienstes bereitzustellen, hieß es aus dem Bundespresseamt. Weil auch der automatische Abruf über eine sogenannte API-Schnittstelle neuerdings grundsätzlich gesperrt ist und Geld kostet, erstellt die Behörde künftig händisch Screenshots von allen Tweets des Bundeskanzlers und des Regierungssprechers und veröffentlicht diese Sammlung einmal pro Woche auf den offiziellen Websites. So wolle man auch belegen, auf Twitter keine Exklusivinhalte zur Verfügung zu stellen. Der Umgang des Bundespresseamtes mit dem US-Kurznachrichtendienst hatte in der Vergangenheit schon mehrfach für Meldungen gesorgt: So hatte Hebestreit im Dezember erklärt, nach der Übernahme des Social-Media-Unternehmens durch US-Milliardär Musk beobachte man die Entwicklung genau und halte sich einen Rückzug von Twitter offen. Als der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Steffen Seibert, 2011 erstmals einen Twitter-Account eröffnete, war das unter Hauptstadtjournalisten teils auf große Skepsis gestoßen.
Foto: Twitter-Nutzer an einem Computer (Archiv) [dts]