Das russische Außenministerium fordert eine internationale Untersuchung der Sprengung des Kachowka-Staudamms. Das sagte Ministeriumssprecherin Marija Sacharowa am Mittwoch der russischen Nachrichtenagentur Tass.
„Natürlich ist dies nicht mehr das Thema des Tages oder der Woche, es wurde bereits in den historischen Kontext gestellt“, so Sacharowa. Sie warf dem Westen „vorhersehbares Verhalten“ und ein „endloses Schuldzuweisen gegenüber Russland“ vor. Der ukrainische Botschafter im UN-Sicherheitsrat, Sergiy Kyslytsya, bezichtigte Russland im Dringlichkeitstreffen des Rates am Dienstag der „wiederholten Lüge“. Auch Grünen-Chef Omid Nouripour vermutet Russland hinter der Sprengung. „Es ist erdrückend deutlich, wenn man sich die Indizien anschaut, dass alles für Russland spricht“, sagte er am Mittwoch den Sendern RTL und ntv. Es sei mehr als eine Umweltkatastrophe, „das ist vor allem und dringlichst eine humanitäre Katastrophe“, so Nouripour. Man sehe, dass die russische Seite „militärisch einfach überfordert“ und „nicht gut aufgestellt“ sei. Er mache die Angst vor einer ukrainischen Gegenoffensive zur Befreiung von bestimmten Gebieten für die Tat verantwortlich, so der Grünen-Chef.
Der Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten und Nothilfekoordinator bei den Vereinten Nationen, Martin Griffiths, bezeichnete die Sprengung in einer Erklärung, über die die „Washington Post“ berichtet, als möglicherweise den „bedeutendsten Schadensfall an der zivilen Infrastruktur“ seit der russischen Invasion im Februar 2022. „Der durch die Zerstörung des Staudamms verursachte Schaden bedeutet, dass das Leben für diejenigen, die bereits unter dem Konflikt leiden, unerträglich schwieriger wird“, fügte er hinzu. Der von Russland kontrollierte Kachowka-Staudamm versagte am 6. Juni kurz vor drei Uhr Ortszeit teilweise. Um zwölf Uhr seien der gesamte östliche Teil des Staudamms und ein Großteil der Wasser- und Versorgungsinfrastruktur weggeschwemmt gewesen, heißt es aus dem täglichen Lagebericht des britischen Militärgeheimdiensts.
Der Wasserstand im Kachowka-Stausee sei vor dem Einsturz auf einem Rekordhoch gewesen, was dazu geführt habe, dass eine besonders große Wassermenge das Gebiet flussabwärts überschwemmte. Es sei höchst unwahrscheinlich, dass das Kernkraftwerk „Saporischschja“, das 120 Kilometer vom Staudamm entfernt liegt, aufgrund des sinkenden Wasserspiegels im Stausee unmittelbar mit zusätzlichen Sicherheitsproblemen konfrontiert werde, so die Briten. Die Struktur des Damms werde sich in den nächsten Tagen wahrscheinlich weiter verschlechtern, was zu weiteren Überschwemmungen führen könne.
Foto: Kreml [dts]