Die Sicherheitsexpertin und Putin-Kennerin Fiona Hill sieht den russischen Präsidenten in seinem eigenen Gedankengebäude isoliert. „Früher war für Putin auch die Wirtschaft sehr wichtig, heute zählt für ihn nur noch historische Größe“, sagte sie dem „Stern“.
Der russische Präsident sehe sich in einer Reihe mit Zaren wie Peter dem Großen. „Für Putin ist dieses riesige russische Reich kein Gebilde aus einer dunklen Vergangenheit. Er holt all diese uralten Verträge aus dem Kreml-Archiv hervor und glaubt, jedes Land, das Russland je in seiner Geschichte einmal erobert hat, gehört auch heute zu Russland.“ Hill hat drei US-Präsidenten in Russland-Fragen beraten, zuletzt Donald Trump.
Dabei hat sie mit dem russischen Präsidenten am Verhandlungstisch gesessen, ihre Bücher zu Putin gelten als Standardwerke. Sie sieht in der Covid-Pandemie einen wichtigen Grund, warum Putin mit dem Krieg begonnen habe. „Plötzlich war er total isoliert. Ich glaube, er hatte keinen wirklichen Kontakt mehr mit Leuten, die ihn von seinen Ideen hätten abbringen können. Ich glaube, Putin ist paranoid geworden.“
Hill hält es für wahrscheinlich, dass die Sprengung des Kachowka-Staudamms auf Putin selbst zurückgehe, schließlich habe der auch stets damit geprahlt, dass sein Vater im Zweiten Weltkrieg mit einem Spezialkommando Infrastruktur während der Besetzung von Leningrad zerstört hätte. „Die Aktion ist aber auch ein Zeichen, dass sich die Russen vorbereiten für eine brutale Schlacht.“ Anzeichen für einen möglichen Rücktritt Putins sieht Hill nicht.
„Er will im Amt sterben. Egal auf welche Weise.“
Foto: Wladimir Putin [dts]