Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Bundeswehr-Universität, fordert mit Blick auf die bisher größte Luftstreitkräfte-Übung in der Nato-Geschichte eine Debatte über eine verstärkte Drohnen-Anschaffung für die Bundeswehr. „Es ist total absurd, dass wir Drohnen nicht diskutieren“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“.
Sowohl Aserbaidschan im Krieg gegen Armenien als auch der Krieg in der Ukraine hätten gezeigt, welche Rolle sie in heutigen Kriegen spielten. Von Aufklärung bis zu bewaffneten Drohnen, die Bundeswehr brauche alles, so Masala. „Und zwar nicht nur teure Neuentwicklungen oder große Drohnen wie Heron TP, die mit 26 Metern Spannweite vor allem für Aufklärungsflüge eingesetzt wird, sondern eben auch kleine Kampfdrohnen, die nur einige tausend Euro kosten.“ Vom 12. bis 23. Juni wird vor allem im deutschen Luftraum die Operation „Air Defender 2023“ mit 10.000 Soldaten und etwa 250 Flugzeugen aus 25 Staaten stattfinden. Mit der Luftverlegeübung, die auch zu Einschränkungen im zivilen Luftverkehr führen kann, soll das Zusammenspiel der Luftstreitkräfte geübt werden. Gerade im Bereich der neuen Herausforderung durch Drohnen, die den Luftkrieg verändern, werden auch in Bundeswehrkreisen große Defizite eingeräumt, was die eigenen Fähigkeiten betrifft. „Wir müssten viel mehr in Drohnen investieren“, sagte der Bundeswehr-Professor. Man müsse nicht nur einige große, teure Drohnen anschaffen oder selbst entwickeln, sondern kaufen, was verfügbar sei. So könnte man zum Beispiel eine große Zahl der Bayraktar-Drohnen in der Türkei kaufen, die der Ukraine sehr geholfen hätten. „Das wäre auch ein Hebel, um die deutsch-türkischen Beziehungen zu verbessern.“ Der Ukraine-Krieg zeige, „dass die ganze Palette eingesetzt wird“.
Foto: Bundeswehr-Soldat [dts]