In der langsam an Fahrt aufnehmenden Debatte über den nächsten Kanzlerkandidaten der Union zeichnet sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) nach Ansicht seines Biografen Moritz Küpper durch hohe politische Flexibilität aus. „Hendrik Wüst ist wandlungsfähiger als die meisten Politiker, daher ist er anschlussfähiger“, sagte Küpper dem „Tagesspiegel“ (Montagsausgabe).
Wüst sei zwar erst 47 Jahre alt, aber habe in den 20 Jahren seines Lebens als Politiker „schon sehr unterschiedliche Phasen“ gehabt, sagte Küpper. Als JU-Vorsitzender und CDU-Generalsekretär in Nordrhein-Westfalen sei er „konservativ“ gewesen, „mit markigen Sprüchen“, danach habe sich „der wirtschaftsliberale Wüst“ gezeigt. Als Ministerpräsident wolle er „den sozialen Landesvater geben“. So könne er „alle drei Wurzeln der CDU – sozial, liberal, konservativ – bedienen“. Mit Blick auf Wüsts Wandlungsfähigkeit sprach Küpper von einem „lernenden System“. „Wüst zitiert gern Konrad Adenauer: `Was schert mich mein Geschwätz von gestern.` Er will damit sagen: Wäre ich heute noch der Mensch wie vor zehn, 20 Jahren, hätte ich nichts dazugelernt“, sagte Küpper. „Wüst ist wandlungsfähiger als Merz.“ Während Wüst regiere, sei dessen innerparteilicher Rivale CDU-Chef Friedrich Merz „parlamentarisch geprägt“. Außerdem beherrsche Wüst „den spielerischen Umgang mit den Medien“ – damit fremdele Merz.
Foto: Hendrik Wüst und Friedrich Merz bei einer Veranstaltung Mitte Juni 2023 in Berlin [dts]