Trittin weist Forderung nach Atomkraft-Reserve zurück

Der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hat die Forderungen der FDP nach einer AKW-Reserve scharf zurückgewiesen. „Das ist kompletter Unsinn“, sagte er dem „Tagesspiegel“ (Mittwochausgabe).

Die Rechtslage würde dies nicht ermöglichen, so der Grünen-Politiker. Zudem sei eine solche Reserve der verbliebenen drei Atomkraftwerke nutzlos: „Wir haben jetzt dreieinhalb Monate simulierte Versorgungssicherheit hinter uns. An den meisten Tagen haben wir mehr Strom produziert als benötigt, wir haben Strom exportiert, Windparks zugunsten der Atomkraft abgeschaltet und den Betreibern dafür Geld bezahlt.“ Zuvor war ein 14-seitiges Strategiepapier der Liberalen bekannt geworden, in dem die FDP ihre Vorstellungen der Energiepolitik skizziert hatte.

Der Generalsekretär der FDP, Bijan Djir-Sarai, hatte zudem dafür geworben, die Atomkraftwerke mindestens noch ein Jahr in der Reserve zu behalten. Trittin kritisierte ihn dafür scharf: „Herr Djir-Sarai sollte sich überlegen, was er sein möchte: Generalsekretär einer Regierungspartei oder Kampfhamster im Auftrag der Bild“, sagte Trittin dem Tagesspiegel. „In Teilen der FDP fehlt mir die Ernsthaftigkeit bei dem Thema Energiewende und Zukunftstechnologien.“ Trittin, der von 1998 bis 2005 das Amt des Bundesumweltministers innehatte und damals den ersten Atomausstieg verhandelte, verteidigte das endgültige Atom-Aus am Wochenende.

„Der Atomausstieg ist keine Grünen-Veranstaltung.“ Man habe 2001 im Konsens den Beschluss gefasst, um Investitionssicherheit zu haben und den Ausbau der erneuerbaren Energien zu ermöglichen. Die Atomkraft habe keine Zukunft: „Schon heute beträgt der Preis für Strom aus AKWs den vier- bis fünffachen Preis im Vergleich zu Strom aus Solar- und Windkraftanlagen“, sagte Trittin. Weltweit würden nicht einmal fünf Prozent der Energie durch Atomkraft produziert.

„Atomkraft ist eine Nischentechnologie“, sagte Trittin.

Foto: Jürgen Trittin [dts]

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