Nachdem die Wochenzeitung „Die Zeit“ mutmaßliche interne Chat-Nachrichten von Springer-Chef Mathias Döpfner veröffentlicht hat, hat die in dessen Verlag erscheinende „Bild“ die Flucht nach vorne gewagt und am Freitagabend die pikanten Textstellen selbst online publiziert. Am 8. Oktober 2019, kurz vor dem 30. Jahrestag des Mauerfalls, soll Döpfner demnach intern geschrieben haben: „Meine Mutter hat es schon immer gesagt. Die ossis werden nie Demokraten“.
Aus der Ex-DDR solle man wohl besser „eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen“. An anderer Stelle soll Döpfner laut des Berichts schreiben: „Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig“.
Über Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) soll Döpfner gelästert haben: „oberflächlich opportunistisch und hat einen schlechten Charakter“. Sollte Söder Kanzler werden, werde es „noch viel schlimmer für Deutschland“, ein „ständiges downgrading. Schröder, Merkel, Söder. Das sind Leute die hätten früher nicht mal ne Sparkasse führen dürfen. Ich Wander aus.“
Hoffnung setzte Döpfner den Zitaten zufolge auf die FDP und deren Chef Christian Lindner; dem damaligen „Bild“-Chef Julian Reichelt soll er sechs Wochen vor der Bundestagswahl 2021 geschrieben haben: „Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in der Ampel so autoritär auftreten, dass die platzt.“
Laut „Bild“-Bericht wendete sich Döpfner nach der Veröffentlichung durch die „Zeit“ an alle Verlagsangestellten mit den Worten: „Ich habe natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands. Aber ich bin seit Jahrzehnten enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind. Der Erfolg der AfD beunruhigt mich.“ Es handele sich bei den Veröffentlichungen um „aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel“.
Die „Bild“ schreibt, in der Redaktion herrsche großer Ärger über die internen Nachrichten des Verlagschefs.
Foto: Axel-Springer-Verlag [dts]