Angesichts von Beschwerden über die Briefzustellung der Deutschen Post wächst die Kritik an der Personalpolitik des Konzerns. „Die Post hat die Lage auf dem Arbeitsmarkt völlig falsch eingeschätzt“, sagte Thorsten Kühn, Bereichsleiter Postdienste der Gewerkschaft Verdi, dem „Spiegel“.
So habe die Post zu Jahresbeginn viele befristete Arbeitsverhältnisse auslaufen lassen, da die Zahl der Briefe und Pakete zeitweise deutlich niedriger war als im Vorjahreszeitraum. Seit dem Anstieg der Corona-Fälle innerhalb der Post-Belegschaft im Frühjahr finde der Konzern nun kaum Ersatz für die vielen Ausfälle und Abgänge, so Kühn. „Das hat zur Folge, dass Sendungen liegen geblieben sind, dass Zustellbezirke zeitweise ausgefallen sind.“ Die Fachgewerkschaft DPVKOM kritisiert, dass die Personaldecke der Post ohnehin auf Kante genäht sei. Nun verließen auch langjährige Beschäftigte das Unternehmen von sich aus, sagte die DPVKOM-Bundesvorsitzende Christina Dahlhaus dem „Spiegel“. So komme es zu einer „unfassbaren Belastung und Arbeitsverdichtung“. Beschäftigte von Zeitarbeitsfirmen helfen nun temporär in einigen Post-Niederlassungen aus. Bei der Bundesnetzagentur sind im bisherigen Jahresverlauf mehr als 37.000 Beschwerden über Postunternehmen eingegangen, doppelt so viele wie im Vorjahr. Viele der Reklamationen beziehen sich auf die Briefzustellung der Post. Nach Angaben des Deutschen Verbands für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation (DVPT), der große Versender wie Unternehmen und Behörden vertritt, sei eine Menge Geschäftsbriefe zwei oder drei Wochen lang unterwegs. „Das ist nicht akzeptabel“, sagte DVPT-Vorstand Klaus Gettwart dem Nachrichtenmagazin. Unterdessen versucht die Post auch mithilfe der eigenen Belegschaft zusätzliches Personal zu finden. Dank eines Programms, das Beschäftigten Prämien für das Anwerben neuer Kräfte verspricht, hat der Konzern nach eigenen Angaben bislang mehr als 4.000 zusätzliche Beschäftigte gewonnen.
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