Angesichts der seit der Corona-Pandemie deutlich gestiegenen Einsamkeit von älteren Menschen will das Bundesfamilienministerium gezielt dagegen vorgehen. Das geht aus einer Antwort des Bundesfamilienministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor, über die die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ in ihren Mittwochausgaben berichten.
Einsamkeit könne „als Risikofaktor an der Entwicklung von Erkrankungen wie Depressionen, Demenzerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen und Substanzmissbrauch beteiligt und andererseits Folge von Erkrankungen wie Depressionen und Demenzerkrankungen sein“, heißt es darin. Das Familienministerium hatte deshalb ein „Kompetenznetz Einsamkeit“ gegründet, in dem Expertise zum Thema gebündelt und gemeinsam mit dem Ministerium eine „Strategie gegen Einsamkeit“ erarbeitet wird. Wie aus der Antwort auf die Linken-Anfrage hervorgeht, stattet das Ministerium die Projektgruppe mit insgesamt 20 Personalstellen aus. Während der Corona-Pandemie hat laut Ministerium die Einsamkeit von älteren Menschen in Deutschland massiv zugenommen. Der Anteil der Menschen ohne ausreichende Sozialbeziehungen stieg zwar im ersten Jahr der Pandemie in allen Altersgruppen. Besonders stark waren allerdings die Über-60-Jährigen betroffen. Demnach lag in der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen der Anteil derer, die sich im Corona-Sommer 2020 einsam fühlten, mit 13,1 Prozent am höchsten. Vor der Pandemie hatte der Anteil unter ihnen bei neun Prozent und damit etwa so hoch wie in anderen Altersgruppen gelegen. Auffällig ist zudem, dass diese „Einsamkeitsquote“ in allen Altersgruppen nach dem Sommer 2020 wieder fast auf Vor-Corona-Niveau zurückging, allerdings nicht bei den Über-85-Jährigen. Dort ist die Quote massiv gestiegen: Noch 2014 lag sie bei 3,5 Prozent, und von 7,8 Prozent im Sommer 2020 stieg sie auf mehr als 12,4 Prozent Anfang vorigen Jahres, wie das „Deutsche Zentrum für Altersfragen“ im Auftrag des Bundesfamilienministerium ermittelt hat. „Vereinsamung ist ein riesiges Problem, unabhängig vom Alter“, sagte die familienpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heidi Reichinnek, dem RND. Die psychischen Belastungen in Folge von Einsamkeit blieben viel zu oft unbehandelt. Laut Familienministerium sei der Bedarf und die Verfügbarkeit von Therapieplätzen dennoch unbekannt. „Die Bundesregierung erkennt einen Zusammenhang zwischen Armut und Einsamkeit klar an“, sagte Reichinnek weiter. „Wir müssen für alle Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen – unabhängig vom Einkommen.“
Foto: Mann im Rollstuhl [dts]