Russland hat sich das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja nun auch „offiziell“ einverleibt. Das geht aus einem Dokument vom 5. Oktober aus dem russischen staatlichen Einheitsregister hervor, über das die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ berichten.
In dem öffentlich einsehbaren Papier heißt es, dass der russische Atomkonzern Rossatom am 3. Oktober die „JointStock Company Zaporozhye NPP Operating Organization (ZNPP OO JSC)“ mit einem Gründungskapital von zwei Milliarden Rubel gegründet hat und dort Hauptaktionär ist. Die Aktiengesellschaft soll als neue Betreibergesellschaft für das Kernkraftwerk fungieren. „Das bedeutet unter dem Strich, dass aus russischer Sicht dieses Kernkraftwerk in russisches Eigentum übergangen ist“, sagte Kernenergieingenieur Sebastian Stransky von der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS). Damit müssten sie auch die Aufsicht über der Atomkraftwerk übernehmen, sagte Stranksy. „Ein solcher Vorgang ist schon ein bemerkenswerter Vorfall – und entspricht nicht dem Völkerrecht.“ Aus dem Dokument geht zudem hervor, dass Oleg Romanenko der neue Generaldirektor des AKW Saporischschja sein soll. Romanenko war bisher als Hauptingenieur in dem russischen Kernkraftwerk Balakowo tätig. „Wir haben gehört, dass der neue Betriebsleiter bereits vor Ort sein soll“, so Stransky gegenüber dem RND. Nach Einschätzung des Experten könne aber das Betriebspersonal nicht so einfach ausgetauscht werden. „Das ist technisch unmöglich“, sagte er. Denn für den Betrieb sei eine spezielle Ausbildung und Zulassung erforderlich. Die Übernahme des AKW Saporischschja war per Dekret vom 5. Oktober vom russischen Präsidenten Waldimir Putin persönlich angeordnet worden.
Foto: Atomkraftwerk (dts)