Bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien läuft alles auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hinaus. Nach Auszählung von 63 Prozent der Stimmen liegt überraschend Amtsinhaber Jair Bolsonaro mit etwa 46 Prozent knapp vor Lula da Silva, der auf rund 45 Prozent kommt.
Die letzten Umfragen hatten Lula deutlich vorn gesehen. Wenn im ersten Wahlgang kein Kandidat über 50 Prozent der Stimmen erreicht, findet Ende Oktober eine Stichwahl statt. Während der seit 2019 regierende Bolsonaro als „Trump der Tropen“ und rechtsaußen gilt, hatte der ehemalige Gewerkschaftsführer Lula in seiner von von 2003 bis 2010 andauernden Amtszeit mit Sozialprogrammen eine hohe Popularität in den ärmeren Bevölkerungsteilen aufgebaut. Wegen Korruption und Geldwäsche saß er aber zwischen April 2018 und November 2019 fast 20 Monate im Gefängnis, und ist auch bis heute nicht vollständig rehabilitiert, wenngleich die Urteile mittlerweile aus formalen Gründen aufgehoben wurden.
Womöglich auch dank Lulas Knastaufenthalt konnte Bolsonaro Ende 2018 das Präsidentenamt erobern, hieß es oft. Zuletzt hatte der eigentlich meist für seine „neoliberale“ Politik bekannte Präsident staatliche Sozialleistungen angehoben und Treibstoffpreise reduziert – aber angesichts schlechter Umfragewerte auch eine Debatte um einen möglicherweise bevorstehenden Wahlbetrug angezettelt.
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