Kassenärzte-Chef Andreas Gassen fordert einen kompletten Neustart bei der Digitalisierung der deutschen Arztpraxen. Die Einführung der digitalen Patientenakte und des elektronischen Rezepts seien gescheitert, von den 73 Millionen gesetzlich Versicherten hätten nur einige Hundertausende die elektronische Patientenakte angefordert.
Auch medizinisch sei sie letztlich nur ein elektronischer Aktenordner, den der Patient nach Gutdünken fülle. „Man muss jetzt den Mut haben, offenkundig dysfunktionale Technologien zu beenden, frisches Geld in die Hand zu nehmen und das Ganze noch mal neu aufsetzen“, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben). Das werde vielleicht noch einmal mehrere Milliarden kosten. „So aber verbrennt die Digitalisierung auch viel Geld und hemmt die Praxen bei ihrer Arbeit und bringt letztlich nichts.“ Für die Praxen sei eine solche „Pseudodigitalisierung“ nur ein teures Ärgernis. Auch das eRezept funktioniere nicht, so Gassen, sondern werde vielfach noch immer in Papierform ausgestellt. „Digitale Anwendungen, die einen wirklichen Mehrwert für Patienten und Ärzte bringen, gibt es derzeit noch nicht.“ Zu den Bedenken von Datenschützern angesichts der sensiblen Gesundheitsdaten sagte Gassen: „Die Daten müssen in die Hoheit der Patienten sein. Jeder muss selbst entscheiden können, welche Daten er oder sie frei gibt und welche nicht. Damit dürften dann auch die Datenschützer keine Probleme haben.“
Foto: Ärztehaus [dts]