Die Erholung des Luftverkehrs in Deutschland setzt sich mit dem am 30. Oktober beginnenden Winterflugplan 2022/2023 fort – allerdings langsamer als im Rest Europas. Insbesondere interkontinentale und touristische Verkehre legen weiter zu, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Mittwoch mit.
Punkt-zu-Punkt-Fluggesellschaften haben ihr Angebot in Deutschland nach der Corona-Pandemie nicht in gleichem Maß wieder hergestellt wie in anderen Ländern Europas. Dies verlangsamt die Entwicklung des Luftverkehrs zwischen Deutschland und europäischen Zielen. Insgesamt steigt das Sitzplatzangebot laut BDL gegenüber dem Vorjahr um 37 Prozent und beträgt 77 Prozent des Vorkrisenniveaus. In Bezug auf die Vorkrisenperiode liegt es leicht höher als im Sommer 2022, als das Sitzplatzangebot noch 75 Prozent von 2019 betrug. Der Verkehr zu interkontinentalen Zielen entwickelt sich weiter stark. Im Winter 2022/2023 werden insgesamt 269 Strecken angeboten. Das sind 83 Prozent des Vorkrisenniveaus. Dabei sticht der Verkehr mit Nordamerika besonders heraus: Die angebotenen Flüge erreichen 95 Prozent des Winterflugplans 2018/2019. Obwohl im Vergleich zum Vorkrisen-Winter weniger Strecken angeboten werden (aktuell 48 Strecken, 52 Strecken im Winter 2018/2019), erhöht sich die Frequenz der Flüge auf den bedienten Strecken und liegt drei Prozent über dem Niveau vor der Krise. Im Winter kommt auch der Asien-Verkehr wieder zurück. Aufgrund rigider Reisebeschränkungen in etlichen asiatischen Ländern war diese bislang stark eingeschränkt. Im Vergleich zur Vorjahresperiode verdoppelt sich das Flugangebot nach Asien in diesem Winter nahezu (+93 Prozent).
Die Anzahl der angebotenen Strecken steigt im Vergleich zum Winter 2021/2022 um 16 auf 51 an. Im gesamten interkontinentalen Verkehr von und nach Deutschland werden 43 Prozent mehr Sitze als in der Vorjahresperiode angeboten. Die Erholung wirkt sich vor allem auf die beiden großen Drehkreuze in Deutschland, Frankfurt und München, positiv aus. In der Folge wächst das Angebot an Sitzen auf Zubringerflügen von deutschen Standorten nach München und Frankfurt um 51 Prozent.
Zu 76 Prozent wiederhergestellt ist das Angebot an Flügen zu innereuropäischen Zielen, so der BDL weiter. Hier werden diesen Winter 880 Strecken angeboten, darunter auch neue Ziele wie Tampere und Trondheim. Damit werden zwar zehn Strecken weniger als im Winter vor einem Jahr angeboten, allerdings erhöht sich die Frequenzdichte der Flüge um 35 Prozent. Die Zunahme wird insbesondere durch die touristischen Airlines und die europäischen Netzfluggesellschaften geprägt.
Bei den touristischen Airlines wächst das Sitzplatzangebot gegenüber dem Winter des vergangenen Jahres um 64 Prozent und liegt damit deutlich über dem Vorkrisenniveau. Die europäischen Netzfluggesellschaften bauen ihr Angebot um 39 Prozent aus und erreichen damit 79 Prozent des Niveaus vor der Pandemie. Im Europa-Verkehr der Punkt-zu-Punkt-Fluggesellschaften zeigt sich ein gänzlich anderes Bild: Diese Airlines bauen ihr Sitzplatzangebot nur um 20 Prozent aus und erreichen damit ein Vorkrisenniveau von lediglich 57 Prozent – niedriger als im Sommer 2022 (66 Prozent). Die entsprechenden Fluggesellschaften verlagern ihre Kapazitäten zunehmend ins europäische Ausland.
Im innerdeutschen Verkehr zeichnen sich unterdessen strukturelle Veränderungen ab: Das Angebot auf den Zubringerstrecken nach Frankfurt und München legt weiter zu (+51 Prozent) und folgt damit, aufgrund der Umsteiger, den Nachfragetrends des internationalen Verkehrs. Hingegen wächst im dezentralen innerdeutschen Verkehr das Sitzplatzangebot gegenüber der Vorjahresperiode nur noch um 17 Prozent und erreicht damit lediglich 26 Prozent des Niveaus vor der Coronakrise. Damit ist die Erholung leicht rückläufig (Sommer: 27 Prozent). Im gesamten innerdeutschen Luftverkehr wird ein Niveau von 51 Prozent der Sitzplätze des Vorkrisenzeitraums erreicht. Dabei sinkt die Anzahl der angebotenen Strecken im Vergleich zum Winterflugplan 2018/2019 um 16 Strecken auf 41. Die durchschnittliche Frequenz sinkt um 29 Prozent. Damit zeichnet sich ab, dass es im innerdeutschen Verkehr zu einer verstärkten Verlagerung auf Straße und Schiene kommt.
Foto: Frau vor Informationstafel am Frankfurter Flughafen [dts]