Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat sich besorgt über eine neue Studie gezeigt, der zufolge sich fast die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) einen „Schlussstrich“ unter die NS-Vergangenheit wünscht. „Diese Zahl ist einerseits erschreckend, andererseits spiegelt sie leider unsere Wahrnehmung wider“, sagte er der „Welt“ (Samstagausgabe) mit Blick auf die Erhebung im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung.
Politik, Bildungseinrichtungen und Zivilgesellschaft müssten diesen Tendenzen entgegentreten. „Bei den Überlebenden und deren Nachfahren bis in die dritte Generation sind die Traumata täglich präsent. Für sie ist ein Schlussstrich schlicht nicht möglich.“ Das negative Bild, das viele Deutsche von Israel hätten, sei beunruhigend.
„Wer Israel nur aus den Nachrichten kennt, kennt das Land fast ausschließlich im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt“, so Schuster. Der Bertelsmann-Studie zufolge waren 93 Prozent der Deutschen noch nie im jüdischen Staat. „Ein ausgewogenes Bild von Israel als einziger Demokratie im Nahen Osten wird selten vermittelt“, sagte Schuster mit Blick auf Schulunterricht. Dabei könne nur so Empathie für die Lebenssituation der Israelis entstehen.
Schuster hob etwa die Wichtigkeit eines deutsch-israelischen Jugendwerks für den kulturellen Austausch unter jungen Deutschen und jungen Israelis hervor. Dies wurde vom Bundestag 2018 beschlossen, jedoch noch nicht umgesetzt.
Foto: Zentralrat der Juden (dts)