Teile der SPD sind bereit, Politiker der von Spaltung bedrohten Linkspartei bei sich aufzunehmen. „Ich freue mich über jeden, der für soziale Gerechtigkeit eintritt und seine Zukunft in der SPD sieht. Wir können jeden klugen Kopf brauchen“, sagte die Bundestagsabgeordnete und Juso-Chefin Jessica Rosenthal dem „Spiegel“.
Die Linkspartei habe sich in Abgrenzung zur SPD gegründet, damit habe sie aber keine Probleme, so Rosenthal. Sie freue sich „über jeden, der sich meldet“. Ähnlich äußerte sich Rosenthals Fraktionskollege Sebastian Roloff, Chef der SPD-Gruppe „Forum Demokratische Linke 21“. Es gebe eine Reihe von Kollegen bei der Linken, „mit denen ich gut zusammenarbeite und die sicher gut in die SPD-Fraktion passen würden“, sagte Roloff. „Die Vernünftigen, die für soziale und progressive Politik streiten, würde ich daher auch willkommen heißen.“ Seit vielen Jahren schon lähmen interne Streitigkeiten und Flügelkämpfe die Linkspartei. Zuletzt jedoch waren die Auseinandersetzungen, in deren Zentrum die frühere Fraktionschefin Sahra Wagenknecht steht, weiter eskaliert.
Ein Parteiaustritt von Wagenknecht und ihren Unterstützern gilt inzwischen als nicht mehr ausgeschlossen, auch die Gründung einer neuen Partei steht im Raum. Bei der Bundestagswahl im Herbst war die Linkspartei unter die Fünf-Prozent-Hürde abgestürzt. Nur dank dreier gewonnener Direktmandate ist sie im Bundestag noch immer als Fraktion vertreten.
Foto: Abstimmung auf Linke-Parteitag in Erfurt 2022 (dts)