Risikoforscher warnt vor Anschlägen gegen Energie-Infrastruktur

Die Gefahr großflächiger Anschläge auf die Energieinfrastruktur ist nach Einschätzung des Energie- und Risikoforschers Peter Burgherr stark gestiegen. Wir diskutieren mittlerweile über Katastrophenszenarien, die wir vor ein paar Jahren noch für sehr unwahrscheinlich gehalten haben, sagte der Wissenschaftler des Schweizer Paul Scherrer Instituts dem „Spiegel“.

Gezielte Angriffe gegen den Energiesektor häuften sich seit Jahren, sagte Burgherr, und die Angreifer veränderten sich. Früher waren es vor allem nicht staatliche Akteure, die Energieinfrastruktur angegriffen haben. Heute mischen einige staatliche Akteure mit: Die haben mehr Geld und Personal zur Verfügung, gehen viel professioneller vor, sagte der Experte. Burgherr hat zusammen mit einer US-Kollegin eine Datenbank mit mehr als 10.000 weltweiten Angriffen gegen Energieinfrastruktur seit 1980 aufgebaut.

Der Anschlag auf Nord Stream habe in dieser Reihe eine neue Dimension, so Burgherr. Er richte sich gegen ein zentrales, grenzüberschreitendes Element der europäischen Energieversorgung, und dahinter stecke eine komplexe Operation, zu der in der Regel nur ein staatlicher Akteur fähig sei. Vor allem mit Attacken auf neuralgische Knotenpunkte wie Gasverdichterstationen oder Transformatorstationen für Strom könnten Angreifer massive und kurzfristig schwer reparable Schäden anrichten, sagte Burgherr. Immerhin seien diese Einrichtungen oft schon umfassend geschützt.

Bei Pipelines oder Stromleitungen mit Hunderten Kilometer Länge sei dies schwieriger. Man könne aber davon ausgehen, dass besonders kritische Leitungen wie etwa die Nordsee-Gaspipelines von Norwegen nach Mitteleuropa jetzt noch intensiver überwacht werden als zuvor.

Foto: Eine Gas-Verdichterstation (dts)

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