Weniger Kinder im Straßenverkehr verunglückt – Lockdown-Effekt

Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie hat die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder erneut einen historischen Tiefststand erreicht. Insgesamt kamen im Jahr 2021 rund 22.300 Kinder unter 15 Jahren bei Unfällen im Straßenverkehr zu Schaden, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit.

Das waren 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr und so wenig wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Im Schnitt wurde 2021 allerdings immer noch alle 24 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet. Zudem stieg die Zahl der getöteten Kinder gegenüber dem Vorjahr von 48 auf 49. Ein Grund für den Tiefststand dürfte die zeitweilige Schließung der Schulen sowie vieler Freizeiteinrichtungen sein, auch viele außerschulische Aktivitäten oder Familienreisen wurden abgesagt, so die Statistiker. So verunglückten im Januar und Februar sichtbar weniger Kinder als in den Vergleichsmonaten der Vorjahre.

Zum Vergleich: Im Januar und Februar 2021 kamen insgesamt 1.429 Kinder bei einem Verkehrsunfall zu Schaden. Im Durchschnitt der Vorjahre (2016-2020) waren es im selben Zeitraum mehr als doppelt so viele Kinder (3.200). Die 6- bis unter 15-Jährigen verunglücken montags bis freitags besonders häufig in der Zeit von 7 bis 8 Uhr. Dies ist die übliche Zeit, zu der sich die Kinder auf dem Weg zur Schule befinden.

In dieser Zeit wurden im vergangenen Jahr zwölf Prozent der verunglückten 17.500 Kinder im entsprechenden Alter im Straßenverkehr verletzt oder getötet. In den folgenden Stunden bis 13 Uhr sind die Unfallzahlen sehr niedrig. Sie steigen in der Folge deutlich an und erreichten in der Zeit von 16 bis 17 Uhr mit einem Anteil von zehn Prozent den zweithöchsten Wert. Die meisten Kinder, die 2021 im Straßenverkehr verunglückten, waren mit dem Fahrrad unterwegs (38 Prozent).

33 Prozent saßen in einem Auto und 21 Prozent gingen zu Fuß, als der Unfall passierte, so das Bundesamt. Betrachtet man jedoch verschiedene Altersgruppen, ergibt sich ein differenzierteres Bild: Unter Sechsjährige sind oft im Auto mit betreuenden Erwachsenen unterwegs, dem zufolge verunglücken sie hier am häufigsten (56 Prozent im Jahr 2021). Schulkinder sind mit zunehmendem Alter selbstständig im Straßenverkehr unterwegs – entsprechend steigt der Anteil der Radfahrer und Fußgänger unter den Verunglückten. Bei den Kindern im Alter von sechs bis neun Jahren verunglückten 37 Prozent in einem Auto, 29 Prozent als Radfahrer und mehr als jedes vierte verunglückte Kind (28 Prozent) war zu Fuß unterwegs.

10- bis 14-Jährige verunglückten dagegen am häufigsten auf ihrem Fahrrad (53 Prozent), 22 Prozent in einem Auto sowie 16 Prozent zu Fuß. Insgesamt haben Kinder aber im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil ein geringeres Unfallrisiko als andere Altersgruppen. Der Anteil der unter 15-Jährigen an allen Verunglückten bei Straßenverkehrsunfällen betrug 6,9 Prozent, ihr Bevölkerungsanteil lag bei 13,8 Prozent. Im Jahr 2021 verunglückten bundesweit im Schnitt 194 Kinder je 100.000 Einwohner ihrer Altersklasse im Straßenverkehr.

Dabei gab es jedoch auch große regionale Unterschiede. So verunglückten Kinder in Schleswig-Holstein relativ häufig bei Verkehrsunfällen: 271 verunglückte Kinder kamen dort auf 100 000 Kinder. Auch in Mecklenburg-Vorpommern (262) und in Brandenburg (256) waren die Quoten vergleichsweise hoch. Am niedrigsten lagen die Werte in Baden-Württemberg mit 158 sowie in Rheinland-Pfalz mit 162 und in Hessen mit 163 Verunglückten je 100.000 Kinder.

Foto: Kinder (dts)

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