Vor dem Jahrestag der Machtübernahme der Taliban in Kabul will die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, Konsequenzen aus der verspäteten Rettung von Ortskräften aus Afghanistan für den Bundeswehr-Einsatz in Mali ziehen. Angesichts der Debatte um einen vorzeitigen deutschen Abzug aus Mali sagte sie dem dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagausgaben): „Wichtig ist, sich auf alle Eventualitäten frühzeitig und bestmöglich vorzubereiten.“
Dies betreffe auch die deutsche Verantwortung gegenüber den eingesetzten Ortskräften, so Högl. „Hier gilt es, die Lehren aus dem Afghanistan-Einsatz zu berücksichtigen.“ Der Abzug der Bundeswehr und die Rettung der Ortskräfte war vor einem Jahr erst nach der Machtübernahme der Taliban am 15. August 2021 begonnen worden. Der Vorsitzende des Patenschaftsnetzwerks Afghanische Ortskräfte, Marcus Grotian, sagte dem RND: „Wir fordern ein Konzept von der Bundesregierung, wie man künftig mit Ortskräften umgehen möchte – zum Beispiel in Mali. Wir werden genau darauf achten, dass man den Menschen auch dort zur Seite steht.“ Deutschland hat 23.614 Ortskräften aus Afghanistan und deren Angehörigen die Ausreise zugesichert. 17.556 sind nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge bisher nach Deutschland gelangt. Wie viele Ortskräfte die Bundeswehr in Mali beschäftigt, ist nach Högls Angaben unklar. Am Samstag wird in Berlin der erste Ortskräftekongress mit rund 200 Betroffenen stattfinden. Veranstaltet wird der Kongress neben dem Patenschaftsnetzwerk von der Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl und der Evangelischen Akademie zu Berlin.
Foto: Bundeswehr-Soldat (dts)