Umwelt- und Naturschutzverbände haben Forderungen aus Politik und Wirtschaft zurückgewiesen, die deutschen Flüsse angesichts des aktuellen Niedrigwassers weiter zu vertiefen, um sie befahrbar zu halten. „Europäische Abkommen verpflichten uns, unsere Flüsse und Seen wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Symptombekämpfung, wie der weitere Ausbau von Gewässern, bringen aber weitere Zerstörung. Das ist kurzsichtig und inakzeptabel“, sagte die Geschäftsführerin des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Antje von Broock, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Sie sei entschieden gegen eine Rheinvertiefung. Das Denken müsse umgekehrt werden: „Schiffe und Logistik müssen dem Fluss angepasst werden, nicht der Fluss dem Schiff.“ Der Umweltverband WWF warnte ebenfalls vor einer Fahrrinnenvertiefung: „Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel, die Strömungsgeschwindigkeit erhöht sich, das Wasser fließt schneller ab und die Auswirkung auf die Flusssohle, ein wichtiger besiedelbarer Raum für Kleinstlebewesen, ist verheerend“, sagte WWF-Expertin Beatrice Claus dem RND. „Mit der Betonpolitik von gestern werden wir die Probleme von heute nicht lösen und keine nachhaltige Zukunft für unsere Flüsse sichern können.“ An der wichtigsten Wasserstraße Deutschlands, dem Rhein, wurden in dieser Woche Negativrekorde gebrochen. Durch die anhaltend niedrigen Wasserstände können Schiffe nicht voll beladen werden, hatte der Bundesverband der Deutschen Industrie gewarnt und zur Versorgungssicherheit der Industrie eine Vertiefung der Fahrrinne gefordert. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bekannte sich dazu, eine Rheinvertiefung jetzt verstärkt voranzutreiben.
Auch in Rheinland-Pfalz soll zwischen Mainz und St. Goar die Fahrrinnentiefe im Rhein erhöht werden, es handele sich aber nicht um eine großflächige Vertiefung, sondern um wasserspiegelstützende Maßnahmen. „Die Anpassung der Fahrrinne kann jedoch nur unter Beachtung ökologischer Aspekte und der Hochwasserneutralität erfolgen“, erklärte das rheinland-pfälzische Umweltministerium auf RND-Anfrage. Die Auswirkungen müssten durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen minimiert werden: „Diese Aspekte werden in dem vorgeschriebenen Planfeststellungsverfahren, welches auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung umfasst, ausführlich untersucht.“
Foto: Rheinkniebrücke am Rhein bei Düsseldorf (dts)