Personalmangel wird in Deutschland zum Insolvenzgrund. „Der zunehmende Arbeitskräftemangel bringt erste Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage“, sagte Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), der „Welt“ (Samstagausgabe).
„Denn ohne ausreichend Personal können Aufträge nicht abgearbeitet und Dienstleistungen nicht erbracht werden.“ Er selbst bearbeite bereits erste Fälle, etwa den eines größeren Gastronomiebetriebs, dem mehrere Köche und Servicekräfte fehlen. Andere Insolvenzverwalter bestätigen diesen Trend, meldete der VID. „Unsere Mitglieder berichten in diesen Tagen häufiger von Unternehmen, die aufgrund des Arbeitskräftemangels in die Insolvenz geraten sind“, hieß es vom Verband. „Das sind Unternehmen insbesondere aus Gastronomie oder Hotellerie, die die schon lange aktiv sind, aber einen Personalbedarf haben, der einfach nicht mehr zu decken ist.“
Auch die Wirtschaftsauskunftei Creditreform berichtet davon, dass sich die Ursachen von Insolvenzverfahren verschieben. „Der finanzielle Stress ist ohnehin schon groß für viele Unternehmen angesichts von Coronakrise, hoher Energiepreise und Lieferkettenproblemen. Der Fachkräftemangel, der aktuell mit einer nie dagewesenen Wucht durchschlägt, gibt manchen Betrieben nun den Rest“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, der Leiter Wirtschaftsforschung bei Creditreform. Hantzsch rechnet daher mit entsprechenden Auswirkungen – spätestens im ersten Halbjahr 2023.
„Personalmangel wird zu einem echten Insolvenztreiber in den kommenden Monaten“, sagte der Experte, der vor allem das Gastgewerbe, aber auch Branchen wie Handel, Logistik oder Pflege als besonders gefährdet sieht.
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