Das von SPD und CDU regierte Bundesland Niedersachsen will mit einer Initiative im Bundesrat das Vorkasse-Prinzip für Flugreisen abschaffen. „Künftig müsste dann das Ticket erst beim Check-in bezahlt werden. Damit wollen wir den Verbraucherschutz für die Reisenden deutlich verbessern“, sagte Landesverkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe).
Die Initiative will die Landesregierung am Dienstag im Kabinett beschließen und in der nächsten Bundesratssitzung am 16. September auf die Tagesordnung der Länderkammer setzen. Hintergrund sind die chaotischen Zustände an mehreren deutschen Flughäfen zu Beginn der Feriensaison im Juni. Weil Personal bei der Gepäckabfertigung fehlte, kam es teilweise zu langen Wartezeiten für die Passagiere und Flugausfällen.
Althusmann kritisierte, Flugausfälle gingen fast immer zu Lasten der Reisenden. „Sie haben oft Monate zuvor das Flugticket bezahlt, müssen sich im Falle einer Stornierung aber mühsam und teilweise langwierig um eine Rückerstattung bemühen.“ Dies funktioniert oft nicht reibungslos, wie aktuelle Zahlen der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) zeigen. Angesichts der Überlastungen an deutschen Flughäfen im Sommerreiseverkehr haben die Beschwerden deutlich zugenommen.
In der Zeit vom 1. Juli bis 15. August 2022 gingen 3.082 Anträge ein, wie die SÖP dem „Handelsblatt“ mitteilte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1.355 Beschwerden) entspricht das einem Anstieg von 127,5 Prozent. Mit einem Anteil von rund 80 Prozent geht ein Großteil der Streitfälle von Juli bis Mitte August 2022 auf den Flugverkehr zurück. Rund 15 Prozent der Anträge von Verbraucherinnen und Verbraucher betreffen die Bahn, 3 Prozent sind es bei Fernbussen und dem Nahverkehr.
Foto: Ankunfts- und Abflugstafel an einem Flughafen (dts)