Lauterbach will Verschreibung von Paxlovid erleichtern

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will den Virusstopper Paxlovid neben der Impfung zur zweiten Säule in der Pandemiebekämpfung machen. Als erste Maßnahme dürfen Hausärzte das Mittel ab sofort in ihrer Praxis vorrätig haben und direkt an Coronapatienten abgeben, sagte er dem „Spiegel“.

Der Umweg über die Apotheken ist damit nicht mehr notwendig. Eine Verordnung soll zudem mit 15 Euro vergütet werden. Jedes Pflegeheim solle neben einem Impf- auch einen Paxlovid-Beauftragten ernennen, der sich um alles Organisatorische kümmert. Auch dort soll künftig ein Vorrat des Medikaments gelagert werden dürfen, damit es schnell eingesetzt werden kann.

Mit dem Bundesvorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbands Ulrich Weigeldt hat der Gesundheitsminister bereits darüber gesprochen, wie die Verordnung von Paxlovid erleichtert werden könnte. Am Donnerstag schickte Weigeldt dann ein Rundschreiben an die Hausärzte, in dem er Paxlovid ein sehr „wirkungsvolles Medikament“ nennt und erste Maßnahmen ankündigt. Lauterbach hat zudem den Corona-Expertenrat der Bundesregierung beauftragt, ein Gutachten zu erstellen – insbesondere zu der Frage, wem antivirale Medikamente wie Paxlovid künftig verordnet werden sollten. „Ich hoffe, dass wir bald vonseiten des Expertenrats der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den Hausärzten eine Behandlungs-Empfehlung aussprechen können, die der Wirksamkeit des Medikaments gerecht wird“, so Lauterbach.

Bislang sind die deutschen Hausärzte sehr zurückhaltend bei der Verschreibung des Mittels. Von den eine Million Packungen Paxlovid, die das Bundesgesundheitsministerium vorsorglich eingekauft hatte, wurden bislang nur rund 43.000 vom Großhandel an die Apotheken ausgeliefert – ein klarer Anhaltspunkt dafür, wie selten das Mittel bislang verordnet wurde. Dabei gibt es inzwischen viele Belege für die Wirksamkeit: Eine Studie aus Israel an über 100.000 Patienten, die am Mittwoch im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, zeigte beispielsweise, dass Paxlovid bei über 65-jährigen Covid-Patienten das Risiko für einen schweren Verlauf erheblich senken kann – egal ob sie geimpft oder ungeimpft sind. Das Risiko, ins Krankenhaus zu müssen, war bei denen, die das Medikament erhalten hatten, um 73 Prozent geringer.

Auf Unverständnis stößt die deutsche Zurückhaltung bei US-Virologen und -Medizinern, mit denen sich der Gesundheitsminister jüngst auf seiner USA-Reise traf. „Die konnten gar nicht glauben, wie schwer es in Deutschland ist, an Paxlovid zu kommen“, so Lauterbach. „In den USA kriegt das Mittel jeder verschrieben, der es haben möchte.“

Foto: Karl Lauterbach (dts)

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