IW: In Deutschland fehlen knapp 538.000 qualifizierte Arbeitskräfte

In Deutschland fehlen über eine halbe Million Fachkräfte. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervor, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben) berichten.

Im 12-Monats-Durchschnitt zwischen Juli 2021 und Juli 2022 würden über alle Berufe hinweg 537.923 qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, heißt es in der Studie. Die größte Fachkräftelücke gebe es in der Sozialarbeit. Für 20.578 offene Stellen gebe es keine passend qualifizierten Arbeitslosen – laut IW ein Rekordwert. „Diese Fachkräfte fehlen beispielsweise bei der Berufseinstiegsbegleitung, in der Schulsozialarbeit, in Jugend-, Kinder- und Altenheimen oder in der Suchtberatung, also überall dort, wo Menschen persönliche Begleitung für die Lösung sozialer Probleme benötigen“, schreiben die Ökonominnen und Studienautorinnen Helen Hickmann und Filiz Koneberg.

Ähnlich groß ist laut der IW-Erhebung die Lücke bei Erziehern: 20.500 Erzieher-Stellen können demnach nicht besetzt werden. „Auch hier erreichte der Fachkräftemangel einen Rekordwert“, heißt es in der Studie. In der Altenfachpflege blieben demnach 18.279 Stellen unbesetzt, in der Bauelektrik 16.974 Stellen und in der Gesundheits- und Krankenpflege 16.839 Stellen. Aber auch Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikfirmen finden zunehmend kein Personal, laut IW blieben im Schnitt 14.013 offene Stellen in den vergangenen zwölf Monaten unbesetzt.

Informatiker (13.638 offene Stellen), Physiotherapeuten (12.060), Kraftfahrzeugtechniker (11.771) und Berufskraftfahrer (10.562) wurden demnach ebenfalls stark gesucht. Bei den Berufskraftfahrern rechnet das IW noch mit einer Verschärfung der Situation, da „die Beschäftigten überdurchschnittlich alt sind und es zudem an Nachwuchs fehlt“. Laut den IW-Ökonominnen seien derzeit vor allem Berufe vom Fachkräftemangel betroffen, die oft sehr einseitig von einem Geschlecht besetzt würden. So seien in der Sozialarbeit 76,6 Prozent Frauen beschäftigt, in der Kindererziehung seien es sogar 86,7 Prozent.

Bei Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikfirmen sei der Frauenanteil mit 0,4 Prozent dagegen extrem gering, auch gebe es nur wenig Kraftfahrzeugtechnikerinnen (4,5 Prozent). „Bei allen zehn Berufen handelt es sich also um typische Männer- oder Frauenberufe, in denen das jeweilige andere Geschlecht nur wenig vertreten ist“, heißt es in der Studie. Wolle man Geschlechterklischees bei der Berufswahl aufbrechen, müsse dies bereits bei der Berufsorientierung in der Schule beginnen, schlussfolgern die Autorinnen.

Foto: Schutzhelme (dts)

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