Inflationsraten in EFTA-Staaten niedriger als in EU

Die EFTA-Staaten Island, Norwegen und die Schweiz sind aktuell weniger von der außergewöhnlich hohen Inflation betroffen als die Mitgliedsländer der Europäischen Union. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervor, die am Montag veröffentlicht wurden.

Im Vergleich zur EU und zu Deutschland fallen die aktuellen Preissteigerungen in diesen drei Staaten demnach vergleichsweise moderat aus. Während der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) im Juni 2022 in der EU bei +9,6 Prozent und in Deutschland bei +8,2 Prozent lag, betrug die Preissteigerung in Norwegen +7,0 Prozent, in Island +5,4 Prozent und in der Schweiz +3,2 Prozent. Das allgemeine Preisniveau in den drei EFTA-Staaten liegt allerdings deutlich höher als in den EU-Mitgliedstaaten und in Deutschland. Es lag im Mai 2022 in Island 58 Prozent, in der Schweiz 53 Prozent und in Norwegen 31 Prozent höher als in Deutschland – gemessen anhand der Kaufkraftparitäten für die Konsumausgaben der privaten Haushalte. Die Preisniveaus für Haushaltsenergie hingegen waren im fünften Monat des Jahres in diesen drei Staaten deutlich niedriger als in Deutschland. Für die Verbraucher war Haushaltsenergie in Island 50 Prozent, in Norwegen 34 Prozent und in der Schweiz 15 Prozent günstiger. Ein Haupttreiber der Inflation in den Staaten der EU sind aktuell die Energiepreise. Haushaltsenergie war im Juni 2022 in der EU um 41,8 Prozent und in Deutschland um 39,3 Prozent teurer als im Juni 2021. In Norwegen war Haushaltsenergie um 30,6 Prozent und in der Schweiz um 25,3 Prozent teurer als im Vorjahresmonat, in Island dagegen nur um 6,8 Prozent. Inwieweit die einzelnen Staaten von den Preissteigerungen der Haushaltsenergie betroffen sind, liegt unter anderem auch an den unterschiedlichen Versorgungsstrukturen. In Norwegen beispielsweise wird in privaten Haushalten kaum Gas zum Heizen genutzt. Die Installation entsprechender Heizungen ist seit 2017 verboten. Dagegen ist der Stromverbrauch in Norwegen vergleichsweise hoch. In Island werden die Haushalte überwiegend mit geothermischer Energie beheizt. Für diese beiden Staaten haben sowohl Gas als auch Heizöl keinen Einfluss auf die Inflationsrate, da sie kaum verwendet und somit nicht berücksichtigt werden. In der Schweiz verteuerte sich Gas (unter anderem inklusive Flüssiggas und Umlagen) auf Verbraucherebene um 43,5 Prozent und damit in etwa so stark wie in Deutschland (+42,9 Prozent) und in der EU insgesamt (+51,4 Prozent).

Auch die Strompreise entwickelten sich sehr unterschiedlich. Sie stiegen in der Schweiz nur um 2,4 Prozent und in Island um 7,1 Prozent, während sie in Deutschland um 22,1 Prozent anzogen. In Norwegen lag die Teuerung von Strom bei +30,5 Prozent und damit in etwa so hoch wie in der EU insgesamt (+29,7 Prozent). Die Preissteigerungen von Nahrungsmitteln liegen in den drei EFTA-Staaten unter dem EU-Durchschnitt.

Im EU-Schnitt verteuerten sie sich im Juni 2022 binnen eines Jahres um 11,9 Prozent, in Deutschland um 12,5 Prozent. In Island mussten die privaten Haushalte 7,5 Prozent mehr für Nahrungsmittel ausgeben, in Norwegen 5,6 Prozent und in der Schweiz nur 1,8 Prozent.

Foto: Isländische Kronen (dts)

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