IG Metall weist Forderung nach Nullrunde zurück

Die Gewerkschaft IG Metall lehnt die vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall geforderte Nullrunde in der Tarifauseinandersetzung ab. „Auf den Beschäftigten lasten die gesamten Preissteigerungen – im Gegensatz zu Unternehmen können sie diese nämlich nicht weitergeben“, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann der „Welt am Sonntag“.

Es sei deshalb nicht die Zeit der Zurückhaltung in der Tarifpolitik. Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf hatte der Zeitung gesagt, es gebe trotz der hohen Inflation in diesem Jahr keinen Spielraum für Lohnerhöhungen. „Wenn wir im Herbst in eine Gasmangellage kommen, fällt das genau in unsere Tarifrunde“, sagte Wolf. „Dann wird es nicht möglich sein, die Firmen der Metall- und Elektroindustrie mit Lohnerhöhungen weiter zu belasten.“ Gewerkschafts-Chef Hofmann widersprach Wolfs Einschätzung, es gehe vielen Unternehmen der Branche schon so schlecht, dass im Fall eines Gasmangels eine Insolvenzwelle und der Verlust Hunderttausender Arbeitsplätze drohe. „Der überragenden Mehrheit der Unternehmen geht es aktuell gut“, sagte er. „Die Konjunktur braucht steigende Einkommen und einen möglichst stabilen Konsum als existenzielle Stütze.“ Wer den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise missbrauche, um Umverteilung zu Lasten der Bürger durchzusetzen, der zerstörte den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Unterstützung erhalten die Arbeitnehmer von der Union: Weder die Unternehmen noch der Staat könnten verhindern, dass die enormen Preissteigerungen auch die Arbeitnehmer belasten, sagte Marc Biadacz, CDU-Obmann im Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales. Aber: „Die Last muss auf alle Schultern verteilt werden“, forderte er. Neben staatlichen Entlastungen für die Bürger müssten sich auch die Arbeitgeber beteiligen und faire Kompromisse mit den Gewerkschaften finden. „Bei der derzeitigen Inflationsrate sind Nullrunden keine Lösung“, sagte Biadacz. Auch die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Jessica Tatti, kritisierte die Forderung nach einer Nullrunde als „absolute Frechheit“. Die steigenden Lebenshaltungskosten müssten auch durch höhere Löhne ausgeglichen werden. „Anstatt Beschäftigte bluten zu lassen, sollten sich die Arbeitgeber lieber bei Finanzminister Lindner und Wirtschaftsminister Habeck dafür einsetzen, dass endlich die Krisengewinnler zur Kasse gebeten werden“, forderte Tatti.

Foto: Stahlproduktion (dts)

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