Angesichts der drohenden Versorgungsengpässe beim Erdgas hat der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis davor gewarnt, Fehler aus der Euro-Krise zu wiederholen. Statt dass jedes EU-Land seine eigene Energiepolitik mache, müsse eine gemeinsame europäische Lösung auf den Weg gebracht werden, sagte Varoufakis der „Welt“ (Donnerstagausgabe).
Man brauche dringend eine echte grüne Energieunion. „Wir müssen die natürlichen Ressourcen in den verschiedenen Ländern – Solarenergie in Südeuropa, Windkraft in Deutschland und Nordeuropa – bündeln und dann europaweit verteilen.“ Auch wenn Deutschland wegen seiner starken Abhängigkeit von russischem Gas ungleich schwerer von der Energiekrise betroffen und damit besonders auf europäische Solidarität angewiesen ist, warnte der aktuelle Abgeordnete des Parlaments in Athen vor Schadenfreude. Varoufakis fühlt sich an die Euro-Krise erinnert: „Und dabei trifft nicht ein Land alleine die Schuld, weder Deutschland noch Griechenland. Es ist ein kollektives Scheitern.“ Die Fehler von damals dürften nicht wiederholt werden, so der Politiker. Der für seinen Widerstand gegen den damaligen Sparkurs Brüssels und Berlins bekannt gewordene Ökonom tritt in seinem Heimatland den Menschen entgegen, die schlecht über Deutschland reden. „Ich fühle mich verpflichtet das zu tun, denn viele verwechseln meinen Kampf gegen Angela Merkel und Wolfgang Schäuble fälschlicherweise als antideutsch – was ich nie war“, sagte Varoufakis der „Welt“.
Foto: EU-Parlament in Straßburg (dts)