Der frühere Infrastruktur- und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) fordert längere Laufzeiten für die drei verbliebenen Atomkraftwerke, die Reaktivierung der drei im vergangenen Jahr abgeschalteten Meiler sowie den Bau von drei neuen Kernkraftwerken. „Deutschland ist zum Bittsteller in der Welt geworden und holt sich Abfuhren für neues Gas in Katar, Kanada und Norwegen“, sagte Scheuer der „Welt am Sonntag“ dazu.
„Deutschland steckt in der Ideologiefalle der Grünen.“ Analog zur Diskussion über den Verbrennungsmotor fordert der Politiker „Technologieoffenheit“ auch bei der Energieversorgung. „Meine Formel lautet drei plus drei plus drei: Drei Kernkraftwerke müssen länger laufen, drei müssen reaktiviert werden und drei müssen neu gebaut werden“, sagte der CSU-Politiker. „Wir brauchen eine verlässliche Versorgung der Wirtschaft mit Energie, sonst schreitet die Deindustrialisierung Deutschlands voran.“ Scheuer bezeichnete es als Fehler, in der falschen Reihenfolge aus den Energieträgern auszusteigen. „Logisch wäre gewesen, erst aus Kohle rauszugehen, nicht alles auf Gas zu setzen und eben Atomkraft weiterlaufen zu lassen, solange wir sie noch brauchen“, sagte er. Das Problem seien die ideologischen Vorbehalte der Grünen gegen Atomkraft gewesen, sie hätten schon unter Bundesumweltminister Jürgen Trittin auf Gas gesetzt. Allerdings war Scheuer selbst Mitglied der Bundesregierung, die den Kohleausstieg beschlossen hat. „Ich habe auch mitgemacht beim Atomausstieg und beim Kohleausstieg“, räumte er ein. „Das war aber nur möglich, weil damals eine stabile und günstige Gasversorgung mit Nord Stream 2 ans Netz gehen sollte, weil Frieden herrschte und wir keinen Aggressor wie Putin hatten.“ Nun gebe es eine „dramatische Veränderung der Lage“.
Foto: Atomkraftwerk (dts)