Die deutsche Wirtschaft schaut mit großer Sorge auf den Taiwan-Konflikt und fürchtet eine weitere Verschärfung. „In unserer hochtechnologischen Welt ist in nahezu jedem Elektronikprodukt ein Bestandteil aus Taiwan verbaut“, sagte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA), dem „Handelsblatt“ (Montagsausgabe).
„Eine Eskalation des Taiwan-Konflikts hätte demnach weitreichende Folgen.“ China hatte massiv auf den Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi reagiert und hält seit Donnerstag Militärübungen nahe der Insel ab. Der Krieg in der Ukraine habe viele Unternehmen aufgeschreckt, weil das, was undenkbar gewesen sei, auf einmal doch denkbar wurde, sagte Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft beim Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), dem „Handelsblatt“. Und das Gleiche könnte eines Tages auch bei Taiwan passieren. Dann allerdings wären die Kosten für die deutsche Wirtschaft um ein Vielfaches höher. Besonders wichtig für die deutschen Unternehmen ist die Halbleiterindustrie Taiwans. Die Wirtschaft setzt zudem auf eine breitere Aufstellung, weg vom Klumpenrisiko China. „Bei einer Zuspitzung des Konflikts wäre mit Handelssanktionen gegen China zu rechnen“, fürchtet BGA-Präsident Jandura. Aufgrund der starken wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Deutschland und China hätte eine Einschränkung der Handelsbeziehungen starke Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. „Es ist wichtig, Lieferketten zu diversifizieren und neue Beschaffungsmärkte zu erschließen“, so Jandura. Er fordert, den Freihandel mit Deutschlands Wertepartnern zügig auszubauen. Handelsabkommen mit Kanada, mit den Mercosur-Staaten oder auch Neuseeland und Australien seien dafür entscheidend.
Foto: Taiwan (dts)