Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2022 überraschend leicht gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit.
Demnach wurde das Vorkrisenniveau des vierten Quartals 2019 erreicht. Die Statistiker korrigierten damit die vorläufigen Ergebnisse von Ende Juli nach oben. „Trotz der schwierigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat sich die deutsche Wirtschaft in den ersten beiden Quartalen 2022 behauptet“, sagte der Präsident des Bundesamtes, Georg Thiel. Im ersten Quartal 2022 war die deutsche Wirtschaft um 0,8 Prozent gewachsen. Gestützt wurde die Wirtschaft vor allem von den privaten und staatlichen Konsumausgaben. Trotz starker Preissteigerungen und Energiekrise nutzten die Verbraucher die Aufhebung fast aller Corona-Beschränkungen im zweiten Quartal, um zum Beispiel wieder mehr zu reisen und auszugehen. Die privaten Konsumausgaben waren insgesamt 0,8 Prozent höher als im ersten Quartal (preis-, saison- und kalenderbereinigt). Der Staat erhöhte seine Konsumausgaben um 2,3 Prozent. Während die Investitionen in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – preis-, saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vorquartal ebenfalls stiegen (+1,1 Prozent), rutschten die Bauinvestitionen nach dem ungewöhnlich guten und milden Winter deutlich ins Minus (-3,4 Prozent). Der Handel mit dem Ausland nahm insgesamt zu. Obwohl im zweiten Quartal 2022 unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine deutlich weniger Waren nach Russland exportiert wurden als zu Beginn des Jahres, meldeten die Unternehmen insgesamt stabile Exporte: Trotz der weltweit gestörten Lieferketten wurden preis-, saison- und kalenderbereinigt 0,3 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als im Vorquartal. Die Importe legten mit +1,6 Prozent aber stärker zu. Die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung war insgesamt um 0,3 Prozent niedriger als im ersten Quartal, so die Statistiker weiter. Dabei zeigte sich in den einzelnen Wirtschaftsbereichen ein gemischtes Bild: Die Wirtschaftsleistung im Verarbeitenden Gewerbe ging um 0,5 Prozent zurück; vor allem die energieintensiven Branchen wie die chemische Industrie sowie die Metallerzeugung und -verarbeitung dämpften die Entwicklung. In den meisten Dienstleistungsbereichen führte die Aufhebung der Corona-Beschränkungen dagegen zu einem Anstieg der Wirtschaftsleistung. Ausnahmen waren die zusammengefassten Bereiche Handel, Verkehr und Gastgewerbe (‑1,5 Prozent), was allerdings nur am Minus im Handel lag, sowie Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit (-0,8 Prozent). Im Baugewerbe sank die Bruttowertschöpfung im Vergleich zum Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt kräftig um 2,4 Prozent. Im Vorjahresvergleich war das BIP im zweiten Quartal 2022 preisbereinigt 1,8 Prozent höher als im zweiten Quartal 2021. Preis- und kalenderbereinigt betrug das BIP-Wachstum im Vergleich zum Vorjahresquartal 1,7 Prozent.
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