Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich auf weitere Verspätungen und Zugausfälle einstellen. Grund ist die von der Bundesregierung geplante Vorfahrt von Zügen, die Kohle, Gas oder Öl geladen haben, vor dem Personenverkehr, schreibt die „Welt“ in ihrer Samstagausgabe.
Bislang gilt das umgekehrte Prinzip. In einem Entwurf für eine Verordnung der Bundesregierung zur Priorisierung der Güterzüge heißt es, die Bürger seien von den Plänen gegebenenfalls „durch den Ausfall von Schienenpersonenverkehren betroffen, die aufgrund der vorrangigen Abwicklung von Energietransporten auf der Schiene ersatzlos ausfallen beziehungsweise zeitlich verschoben werden müssen“. Die Vorlage werde in der jetzigen Form auch angesichts punktueller Vorbehalte zeitnah verabschiedet, heißt es in Regierungskreisen. Der Druck, die Kohletransporte voll auf die Schiene zu bringen, sei groß, sagte ein Regierungsmitglied der „Welt“.
Das Echo in Bahnkreisen auf die Pläne ist kritisch. „Mit dieser Verordnung soll nun geregelt werden, was längst überfällig ist, nämlich dass genug Wagen, Personal und die Kapazitäten auf dem Schienennetz für solche Transporte vorhanden sind“, kritisiert der Chef der Bahngewerkschaft EVG, Klaus-Dieter Hommel. „Auf Streckenabschnitten, die jetzt schon zu 100 Prozent ausgelastet sind, wird das mit einer Priorisierung des Güterverkehrs nichts werden“, so Hommel. Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn, sagt: „Eine gesicherte Energieversorgung ist wichtig, aber einen Vorrang für Güterzüge muss man sorgfältiger planen, dafür sind entsprechende Fahrpläne auszuarbeiten.“
Geringe Verspätungen einzelner Züge seien kein Problem: „Was anderes ist es, wenn Pendler wegen Kohlenzügen ihren Anschluss verpassen und eine Stunde auf den nächsten Zug warten müssen.“
Foto: Zugbildungsanlage (dts)