Wiesbaden – Der Umsatz im Einzelhandel mit Fleisch und Fleischwaren ist in Deutschland zuletzt auf einen neuen Tiefststand gesunken. Das teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit.
Demnach wurde im Jahr 2021 der tiefste Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994 erfasst. Innerhalb von 25 Jahren und gegenüber dem Höchstwert des Jahres 1996 sank der Umsatz um 67,1 Prozent. Der Rückgang des preisbereinigten Umsatzes im Einzelhandel mit Fleisch dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass die Zahl der Metzgereien im vergangenen Jahrzehnt gesunken ist. In der Fleischindustrie insgesamt erzielten die 19 größten Betriebe mit 1.000 und mehr Beschäftigten im vergangenen Jahr ein Viertel (24,5 Prozent) des Umsatzes der Branche. Insgesamt erwirtschafteten die 1.445 erfassten Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten 2021 einen Umsatz in Höhe von 40,6 Milliarden Euro, so die Statistiker. Das waren 8,8 Prozent weniger als im Jahr 2020. Der Rückgang gegenüber dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 betrug 11,2 Prozent. Mit 45,7 Milliarden Euro hatte der Umsatz 2019 den höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre erreicht.
Im Schlachterei- und Fleischverarbeitungsgewerbe waren im vergangenen Jahr 151.500 Menschen tätig. Damit stieg die Zahl der Beschäftigten um 18,0 Prozent gegenüber dem Jahr 2020 mit 128.400 Beschäftigten. Dies ist unter anderem darin begründet, dass ab Januar 2021 viele Leiharbeitsverträge in Festverträge umgewandelt wurden, so das Bundesamt. Zuvor waren viele Beschäftigte in Schlachthöfen und Fleischverarbeitungsbetrieben dem Dienstleistungsbereich zugeordnet.
Im Jahr 2021 waren die Preise für Fleisch und Fleischwaren um 3,0 Prozent gegenüber 2020 gestiegen und damit etwa im gleichen Maße wie die Verbraucherpreise insgesamt (Inflationsrate 2021: +3,1 Prozent). In den ersten fünf Monaten des Jahres 2022 hat sich das Bild gewandelt. Die Verbraucher müssen für Fleisch zunehmend überdurchschnittliche Preissteigerungen hinnehmen. Für die privaten Haushalte könnten die aktuell steigenden Fleischpreise ein Beweggrund sein, ihr Verbrauchsverhalten zu ändern und weniger Fleisch und Fleischwaren einzukaufen.
So kosteten Fleisch und Fleischwaren im Mai dieses Jahres 16,5 Prozent mehr als im Mai 2021. Unter den Fleischsorten verteuerte sich am stärksten Geflügel mit +23,8 Prozent. Rind- und Kalbfleisch kostete 22,3 Prozent mehr, Schweinefleisch war 21,2 Prozent teurer. Zum Vergleich: Die Inflationsrate lag im Mai 2022 bei +7,9 Prozent, die Preise für Nahrungsmittel stiegen im gleichen Zeitraum um 11,1 Prozent.
In den Fleischerei-Ausbildungsberufen gibt es unterdessen immer weniger Neuabschlüsse. Im Jahr 2020 schlossen 1.179 angehende Fleischer einen Ausbildungsvertrag ab. Die Zahl ist in den vergangenen Jahrzehnten nahezu kontinuierlich gesunken: Im Jahr 1997 wurden noch 4.404 Ausbildungsverträge im Fleischer-Beruf abgeschlossen – ein Höchstwert der Zeitreihe ab 1993; im Jahr 2012 waren es 1.686 abgeschlossene Ausbildungsverträge. Der Frauenanteil lag dabei stets zwischen drei und acht Prozent.
Auch als Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk mit der Fachrichtung Fleischerei schließen immer weniger Menschen einen Ausbildungsvertrag ab: Im Jahr 2020 waren es 1.167. Die Zahl hat sich seit Beginn der Zeitreihe 2012 mit 2.103 Neuabschlüssen etwa halbiert (-45 Prozent). Im Verkaufsberuf schließen mehr Frauen als Männer einen Ausbildungsvertrag ab. Zuletzt lag hierbei der Frauenanteil bei 61 Prozent im Jahr 2020, ist jedoch gegenüber dem Jahr 2012 mit damals 81 Prozent gesunken.
Foto: Fleisch und Wurst im Supermarkt (dts)